Neue Megalodon-Studie
"Meg" – so groß war der riesige Ur-Hai wirklich
Von der Existenz des gigantischen Megalodon zeugen bisher nur riesige Zähne und einige Wirbel. Eine neue Studie gibt jetzt mehr Aufschluss.
Ein gigantischer Hai, der nicht nur Menschen, sondern selbst Wale verschlingt - mit den Science-Fiction-Filmen "Meg" und "Meg 2: Die Tiefe" mit Hollywood-Star Jason Statham erlangte der riesige Ur-Hai Megalodon (Otodus megalodon) Weltruhm. Tatsächlich ist der größte Hai, der jemals gelebt hat, vor rund 3,6 Millionen Jahren ausgestorben.
Von seiner Existenz zeugen bisher nur wenige Fundstücke, darunter riesige Zähne und einige Wirbel. "Früher vermutete man, dass Megalodon aufgrund seiner angenommenen Gestalt ein schneller Schwimmer war und den heutigen Makrelenhaien – den sogenannten Lamniden – ähnelte, zu denen auch der Weißen Hai gehört", erklärt Paläobiologe Jürgen Kriwet vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.
Doch damit lag man offenbar falsch. Das zeigen neue Analysen eines wissenschaftlichen Teams unter der Leitung von Phillip Sternes von der University of California in Riverside mit Beteiligung der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums Wien. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Forschungsarbeit in der Fachzeitschrift "Palaeontologia Electronica".
Spitze der Nahrungskette
Der anatomische Vergleich der Wirbelsäulen heutiger Makrelenhaie mit den Fundstücken vom Megalodon zeigt nun, dass der urzeitliche Riesenhai noch länger und schlanker war. "Daher könnte ein besseres Modell der moderne Makohai sein", so Erstautor Phillip Sternes. "Es wäre immer noch ein beeindruckendes Raubtier an der Spitze der früheren Nahrungskette, aber es hätte sich aufgrund dieses neuen Verständnisses seines Körpers anders verhalten."
Auch wenn seine tatsächliche Körperform noch nicht vollständig geklärt ist, sind die neuen Erkenntnisse von großer biologischer Bedeutung. "Kombiniert ergibt sich das Bild eines vergleichsweise schlanken und langen, regional warmblütigen, eher langsam schwimmenden Top-Prädators, der zumindest eine ähnliche, vielleicht sogar höhere trophische Position einnahm als der heutige Weiße Hai", sagt der Paläobiologe Patrick L. Jambura vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.
Länger als bisher gedacht
Bislang sei der Megalodon auf eine Länge von maximal 15 bis 20 Metern geschätzt worden, berichtet das Team um Sternes. Wahrscheinlich sei seine Länge damit unterschätzt - eine konkrete neue Angabe machen die Forscher dabei allerdings nicht. Sie hatten unter anderem Computertomographie-Scans der Wirbel eines Weißen Hais (Carcharodon carcharias) und Daten des Megalodons aus früheren Studien genutzt.
Ein schlankerer und länglicherer Körper könnte demnach darauf hindeuten, dass der Megalodon auch einen längeren Verdauungskanal hatte. In diesem Fall sei die Nahrungsverwertung besser gewesen und der Hai habe weniger fressen müssen. "Dies bedeutet weniger Jagddruck auf andere Meereskreaturen", sagt Sternes.
"Unsere Studie zeigt, dass eine gründliche Analyse aller verfügbaren Daten und eine sorgfältige Auswahl heute lebender Haie als Modellorganismen wichtige Hinweise auf die Lebensweise und Biologie ausgestorbener Haie liefern können", meint Paläobiologin Julia Türtscher vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.