Klimaschutz

Zwei Drittel der Wirbeltiere sind bereits verschwunden

Der neue "Living Planet Report" des WWF zeigt: Die weltweiten Wirbeltierpopulationen nehmen rasant ab.

Lydia Matzka-Saboi
Der Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) ist vor allem durch Wilderei bedroht.
Der Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) ist vor allem durch Wilderei bedroht.
Brent Stirton/Getty Images/WWF

Das globale Barometer der Artenvielfalt ist auf einem neuen Tiefstand angelangt. Laut dem neuen Living Planet Report der Naturschutzorganisation WWF sind die weltweit untersuchten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen seit 1970 im Schnitt um über zwei Drittel eingebrochen.

Der Living-Planet-Index beruht auf Daten von 32.000 Wirbeltier-Populationen aus 5.230 Arten, deren Bestände durchschnittlich um 69 Prozent gesunken sind. Beim letzten Report vor zwei Jahren waren es 68 Prozent. Besonders betroffen sind Lateinamerika und die Karibik mit einem verheerenden Einbruch von 94 Prozent.

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Als die Langzeitstudie 1998 erstmals erschien, lag der ermittelte Gesamtrückgang bei Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen für den Zeitraum 1970 bis 1995 "nur" bei 30 Prozent. 2018 stieg dieser Wert auf 60 Prozent.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Erde erlebt gerade das größte Massenaussterben der vergangenen 500 Millionen Jahre. Nach einigen Studien liegt das Tempo, mit dem die Arten gerade verschwinden, beim 100- bis 1.000-Fachen der durchschnittlichen historisch typischen Aussterberate. Das derzeitige Massenaussterben vollzieht sich schneller als alle bekannten früheren Massensterben in der Geschichte der Erde.

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    Bei Australiens Koala-Population ist hauptsächlich die Zerstörung des Lebensraums (etwa durch Buschbrände) für den Rückgang um 50 Prozent seit 2001 verantwortlich.
    Bei Australiens Koala-Population ist hauptsächlich die Zerstörung des Lebensraums (etwa durch Buschbrände) für den Rückgang um 50 Prozent seit 2001 verantwortlich.
    Doug Gimesy/WWF

    Artenschutz zur Lösung der Klimakrise

    Zu den wesentlichen Treibern des Negativ-Trends zählen laut dem WWF-Report die Zerstörung und Übernutzung von Lebensräumen, die Entwaldung, der illegale Wildtierhandel und die Wilderei. Dazu kommt der fatale Ping-Pong-Effekt zwischen Artensterben und Klimakrise, der erstmals im Fokus des Living Planet Reports steht.

    "Brennende Regenwälder, aussterbende Arten und immer mehr Monokulturen sorgen dafür, dass weniger CO2 gespeichert werden kann. Wenn wir so weitermachen, verlieren wir im Kampf gegen die Klimakrise die Natur als unsere beste Verbündete", warnt Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms beim WWF Österreich. Denn Wälder sind nicht nur wichtige Lebensräume für unzählige Arten, sondern auch riesige CO2-Speicher, genau wie Grasländer, Moore und Savannen.

    “Unsere Natur wird rücksichtslos ausgebeutet und zerstört. Das schadet nicht nur Wildtieren, sondern raubt uns letztlich die eigenen Lebensgrundlagen. Denn die Ernährungssicherheit und Gesundheit von Milliarden Menschen hängen direkt von intakten Ökosystemen ab”, sagt Scattolin. Der WWF fordert deshalb "einen globalen Naturschutz-Pakt, den die Politik bei der UN-Biodiversitäts-Konferenz im Dezember in Kanada beschließen muss".

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