Niederösterreich

Zug mit 174 Fahrgästen defekt! "War dunkel, fast Panik"

Kurz vor St. Pölten blieb in der Nacht auf Mittwoch ein defekter Railjet stehen. Die Feuerwehr rückte an. "Es war chaotisch", so eine St. Pöltnerin.

Passagierin (21): "Krisenmanagement war nicht ideal."
Passagierin (21): "Krisenmanagement war nicht ideal."
Doku NÖ, privat

Ganz anders als erhofft endete ein Abend in Wien für zwei junge St. Pöltnerinnen. Die Frauen (21, 23) waren am Dienstagnachmittag mit Hund nach Wien gefahren, um dort zu flanieren und zu essen. 

Zug defekt

Die beiden Freundinnen stiegen am Mittwoch um 22.29 Uhr in einen Railjet in Wien-Meidling ein. Planankunft in St. Pölten: 22.50 Uhr. Doch kurz vor Ankunft in St. Pölten, zwischen Pottenbrunn und Ratzersdorf, blieb der Zug mit insgesamt 174 Passagieren an Bord plötzlich stehen.

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    Passagierin (21): "Krisenmanagement war nicht ideal."
    Passagierin (21): "Krisenmanagement war nicht ideal."
    Doku NÖ, privat

    Auf der Anzeige stand zunächst: "20 Minuten Verspätung". Doch dann sprach der Lokführer von einer Betriebsstörung und einer Verzögerung von unbestimmter Zeitdauer. 

    21-Jährige rief Polizei

    "Schließlich sagte der Zugführer, dass womöglich bald keine Durchsagen mehr möglich seien werden wegen des Stromes. Auch das Licht wurde gedrosselt bzw. nur einige Lichter brannten, somit war es etwas dunkler im Waggon", so die 21-Jährige gegenüber "Heute".

    Nach rund einer Stunde rief die 21-Jährige die Polizei an: "Der Beamte nahm die Daten auf, war nett und professionell, konnte aber auch nichts tun. Ich wollte lediglich, dass die Sache zumindest an eine Rettungsstelle oder Polizei gemeldet ist. Weil ich glaube, dass zu jenem Zeitpunkt weder Feuerwehr noch Polizei informiert war", so die 21-jährige Passagierin.

    Dann kam eine Ersatzlok, doch diese konnte den Railjet nicht abschleppen - die Stimmung wurde immer angespannter. Einige Leute wurden immer nervöser. Die 23-Jährige weinte und musste von der 21-Jährigen beruhigt werden: "Sie machte sich Sorgen wegen dem Hund, war ein wenig panisch. Ein Betrunkener meinte zudem, er reiße die Türen halt auf." 

    Schlechtes Krisenmanagement

    Schließlich hieß es, dass die Feuerwehr käme und der Zug evakuiert werde. Ein Großaufgebot der Feuerwehr rückte an und bereitete alles vor. Doch die ÖBB schaffte es dann kurz vor 1.30 Uhr doch noch, den Zug in Gang zu setzen bzw. eine andere Abschlepplok bereitsstellen. "Um circa 1.45 Uhr war ich zu Hause, ich wohne 2 Minuten vom St. Pöltner Bahnhof entfernt. Meiner Meinung nach war das Krisenmanagement schlecht, der Zugführer wirkte überhaupt nicht deeskalierend", so die beiden Frauen. "Was ist wirklich, wenn ein medizinischer Notfall aufgetreten wäre oder Panik ausgebrochen wäre?", so die 21-Jährige nachdenklich.

    Die betroffenen Zuggäste dürfen sich als Entschädigung bis Donnerstag Mitternacht einen 8 Euro-Gutschein der ÖBB holen. "Na ja, viel ist das nicht für über 2 Stunden. Ich habe ein Klimaticket und bin somit gespannt, ob ich den Gutschein überhaupt bekomme. Unser einziger Nachweis ist das Ticket für den Hund nämlich", so die 21-Jährige.

    Entschädigung

    Laut Christopher Seif von den ÖBB seien die Entschädigungen bei Verzögerungen europaweit geregelt: "Grundsätzlich haben Betroffene bei Verspätungen ab 60 Minuten Anrecht auf eine Entschädigung von 25 Prozent, ab 120 Minuten von 50 Prozent des einfachen Fahrpreises ihres ÖBB-Tickets. Liegt dieser Entschädigungswert unter vier Euro, wird er nicht entrichtet." Die Unannehmlichkeiten und Verzögerungen bedauere die ÖBB. Die übrigen Passagiere durften übrigens in St. Pölten auf einen anderen Zug (Euronight) umsteigen. 

    Das sagt ÖBB

    Laut ÖBB war ein Stromversorgungsproblem die Ursache. Und zur Durchsage des Lokführers meinte Seif: "Natürlich muss er bei einem Stromversorgungsprobleme darauf hinweisen, dass Durchsagen womöglich nicht mehr länger möglich sind. Somit hat er da richtig gehandelt." 

    Laut ÖBB wird der Vorfall so beschrieben: "In der Nacht von 09.05. auf 10.05. ist der RJX 764 nach Auftreten einer technischen Störung auf der neuen Weststrecke im Bereich Konten Wagram liegen geblieben. Hilfszug zum Abtransport der Schadgarnitur 764 bestellt. Die Feuerwehr war vor Ort, um die Passagiere in den bereitgestellten Zug 462 zu evakuieren, weshalb der Zugverkehr während für die geplante Evakuierung eingestellt wurde. Während der Vorbereitungsarbeiten zur Evakuierung ist die Hilfslok eingetroffen und es konnte vom Triebfahrzeugführer die Abfahrbereitschaft hergestellt werden. RJX 764 ist im Bahnhof St. Pölten um 01:19 Uhr eingetroffen und die Fahrgäste konnten ihre Reise mit ca. 2-stündiger Verspätung ab St. Pölten Hauptbahnhof mit dem EN 462 fortsetzen."

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