Grüne fordern Airbnb-Verbot

Zu wenig Wohnraum – "Neubau darf nicht Venedig werden!"

Die Zahl der Airbnb-Wohnungen in Neubau hat sich in den letzten 10 Jahren verzehnfacht. Bezirksvorsteher Reiter fordert ein Verbot in Wohngebieten.
Christoph Weichsler
10.03.2025, 16:36

Neubau steht am Scheideweg: Der Bezirk, bekannt für seine lebendige Nachbarschaft, wird zunehmend von Airbnb überflutet. Die Grünen warnen davor, dass der Bezirk nicht wie Venedig, Barcelona oder Florenz enden soll, wo die lokale Bevölkerung unter den Folgen des Massentourismus leidet.

"Rund 1.500 Wohnungen im Bezirk fehlen"

"Venedig geht unter seinen Airbnb-Nutzern beinahe zugrunde. Einheimische können sich durch die steigenden Preise kaum noch eine Wohnung leisten", warnen Reiter und Uhl. Auf die 49.000 verbliebenen Venezianer fallen allein 22.000 Ferienwohnungen, viele davon auf Airbnb gelistet.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der über Airbnb vermieteten Wohnungen in Neubau dramatisch verzehnfacht – von 70 auf mehr als 720. "Umgerechnet bedeutet das, dass Wohnraum für rund 1.500 Menschen im Bezirk fehlt", erklärt Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Isabelle Uhl. "Das ist viermal so viel, wie wir am neuen Sophienspital schaffen."

Touristen statt Einwohner

Die Grünen machen deutlich, dass dieser Verlust an Wohnraum eine direkte Bedrohung für die Lebensqualität im Bezirk darstellt. "Touristen lieben unser Grätzl, weil es eben nicht so ist wie die Innere Stadt, Prater und Schönbrunn. Das freut uns, und wir sind stolz auf diese Lebensqualität hier", erklärt Reiter. Doch er warnt: "Es besteht die berechtigte Gefahr, dass sich der Bezirk in Richtung Overtourism entwickelt."

Rund 4,2 Prozent aller Wohnungen in Neubau sind mittlerweile auf Airbnb gelistet. "In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Airbnb-Wohnungen verzehnfacht", so Reiter. "Von 70 Objekten im Jahr 2014 auf 720 Objekte im Jahr 2024." Diese Entwicklung vergrößert den Druck auf den Wohnungsmarkt und führt zu steigenden Mieten.

Gesetze greifen zu wenig

Die Grünen fordern deshalb ein vollständiges Verbot von Airbnb in den Neubauer Wohnvierteln. "Es gibt das große Potenzial, dass bis zu 3.000 Wohnungen in Neubau gesetzlich zu Airbnb-Wohnungen umgewidmet werden könnten", erklärt Reiter. "Das halte ich für eine große Gefahr für Neubau."

Die Stadt hat zwar im Juli 2024 strengere Regelungen eingeführt, wonach Wohnraum für Touristen maximal 90 Tage im Jahr angeboten werden darf. "Die aktuellen Maßnahmen und Kontrollen greifen aber zu wenig", kritisieren Reiter und Uhl. Wer länger vermieten möchte, muss eine Genehmigung bei der MA 37 beantragen. Doch die Grünen glauben, dass diese Kontrollen nicht ausreichen, um den Trend zu stoppen.

Hilfe für betroffene Bewohner

Neubauer, die unter den Auswirkungen von Airbnb-Vermietungen in ihrem Haus leiden, können sich an den Bezirksvorsteher wenden. "Wenn Sie Probleme haben mit einer Airbnb-Wohnung in Ihrem Haus, wenn Sie sich unsicher fühlen oder der Lärm unerträglich wird, dann melden Sie sich bitte per E-Mail an projekte@bv07.wien.gv.at bei mir. Wir leiten diese Informationen dann gesammelt und mit Nachdruck an die Baupolizei weiter", so Reiter.

Die Grünen setzen auf die Unterstützung der Stadtregierung, um Neubau vor den Folgen des Overtourismus zu bewahren und den Bezirk als Wohngebiet für die ansässige Bevölkerung zu retten.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 10.03.2025, 17:57, 10.03.2025, 16:36
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