Wetter
Zu kalter April – Klimatologe hebelt Klima-Leugner aus
Der April war nass, trüb und ungewöhnlich kühl – so die vorläufige Bilanz der heimischen Wetter-Experten. Klima-Leugnern haben sie etwas zu sagen.
Der April 2023 verlief im Tiefland Österreichs um 1,7 Grad und auf den Bergen um 2,2 Grad kühler als ein durchschnittlicher April der letzten Jahrzehnte (Mittel 1991-2020). Das gaben die Meteorologen der GeoSphere Austria – ehemals ZAMG – am 2. Mai bekannt.
Den unweigerlichen Unkenrufen von Klimawandel-Zweiflern, wo denn nun die prognostizierte Erwärmung sei, begegnet GSA-Klimatologe Alexander Orlik umgehend: "Da die Aprilmonate in den vergangenen 20 Jahren sehr häufig Rekordwärme brachten, wirkte dieser April sogar ungewöhnlich kalt."
Denn: Verglichen mit einem April vor dem Jahr 2000 war das aktuelle Temperaturniveau nicht außergewöhnlich, sondern entsprach sogar ungefähr einem durchschnittlichen April im 20. Jahrhundert.
Heißt: Was uns jetzt als extremer Tiefpunkt erscheint, war früher die Norm, weil die durchschnittlichen Temperaturen in den letzten Jahrzehnten enorm in die Höhe geschossen sind.
Während in Spanien dank Sahara-Hitze Temperaturrekorde wie Domino-Steine purzelten, gab es in Österreich keinen einzigen Sommertag (mindestens 25 Grad). Die höchste Temperatur wurde am 22. April mit 24,6 Grad an der Wetterstation Innsbruck Universität gemessen. Das hatte es seit 2008 nicht mehr gegeben.
Extrem nasser Monat
Die Niederschlagsmenge sei dafür in fast allen Regionen Österreichs über dem Durchschnitt gewesen. Auch das hatte es seit Jahren nicht mehr gegeben, das letzte Mal war 2017.
Bundesweit gab es etwa 76 Prozent mehr Niederschlag als im klimatischen Mittel. Es war damit einer der zehn nassesten Aprilmonate seit Beginn der Niederschlagsmessungen im Jahr 1858.
Im korrelierenden Gegenzug war die Zahl der Sonnenstunden deutlich geringer, lag im Flächenmittel Österreichs um 37 Prozent unter dem vieljährigen Durchschnitt. Das ergibt laut GSA den trübsten April seit dem Jahr 1989 und einen der zehn trübsten April-Monate seit Beginn der Sonnenscheinmessungen im Jahr 1925.
Auswirkungen auf die Natur
Das bremste auch die Entwicklung der Pflanzen, wie wir sie mittlerweile gewöhnt sind. Wegen der zuvor milden Wintermonate war der Blühbeginn von Forsythie oder Marille heuer rund eine Woche früher als im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte (Mittel 1991-2020).
Der relativ kühle April sorgte dann dafür, dass Forsythie und Kirschbäume in einigen Regionen ungewöhnlich lange blühten. Der Zeitpunkt des Laubaustriebs vieler Pflanzen im April entsprach daher wieder dem vieljährigen Durchschnitt.
VIDEO: Die aktuelle Wetter-Prognose in 70 Sekunden