Ukraine

"Zu Hause langweile ich mich" – Vater kämpft in Ukraine

Obwohl es verboten ist, kämpfte der Schweizer bereits 2022 im Ukraine-Krieg. Nun kehrt er wieder an die Front zurück, denn zu Hause langweile er sich. 

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Im September 2022 ging Jérôme das erste Mal an die ukrainische Front.
Im September 2022 ging Jérôme das erste Mal an die ukrainische Front.
SRF/Screenshot

Ein Schweizer kämpft im Ukraine-Krieg – Dieser Satz wirft erstmal eine bestimmte Frage auf: Warum macht er das? Denn abgesehen davon, dass es laut Schweizer Militärrecht verboten ist, sich als Söldner einer ausländischen Armee in den Dienst zu stellen, riskiert man im Krieg täglich sein Leben. 

Doch das hielt Jérôme (Name von der SRF-Redaktion geändert) nicht davon ab, 2022 in die Ukraine zu ziehen. Und auch, wenn er mittlerweile wieder zu Hause in der Westschweiz ist, plant er schon wieder, an die Front zurückzukehren. Gegenüber dem Schweizer Sender SRF sprach er über seine Erlebnisse im Ukraine-Krieg.

Er sah seine Kameraden sterben

Der 37-Jährige ist Vater zweier Teenager, lebt aber nicht mehr mit seiner Familie zusammen. Als im Februar 2022 Russland die Ukraine überfiel, rief Selenski die Bürger des Westens auf, die ukrainische Armee bei der Verteidigung zu unterstützen. Fast niemand sah das als einen Aufruf, die Ukraine aktiv an der Front im Kampf gegen Russland zu unterstützen – Jérôme schon. Über das Internet vernetzt er sich mit anderen ausländischen Söldnern, im September 2022 reist er in die Ukraine und schließt sich der Internationalen Legion für ausländische Kämpfer an. Nach der Zeit im Militär-Trainingslager wird er an die Front nach Luhansk geschickt.

Bereits zwei Monate später zeigt der Krieg sein hässlichstes Gesicht: Zwei von Jérômes Kameraden sterben im Einsatz, direkt vor seine Augen. Als die Truppe durch ein vermintes Gebiet geht, löst ein Stolperdraht eine der Minen aus. Der Minenräumer, der vorausgegangen war, stirbt sofort. Ein anderer Kamerad, Daniel (35) aus Polen, wird schwer verletzt. "Daniel hat bei der Evakuierung die ganze Zeit geschrien. Zu sechst versuchten wir, ihn wiederzubeleben. Aber er hatte viele Minenkugeln in seinem Körper", erzählt Jérôme. Das alles passiert, während die Truppe beschossen wird.

"Möchte etwas aus meinem Leben machen"

Ende Januar 2023 wird es dem Schweizer zu viel – er kehrt in die Heimat zurück. Er selbst sagt über seinen Einsatz: "Man sollte sich das gut überlegen. Es ist ein Gemetzel und man ist gezwungen, einen Freund sterben zu sehen oder Tote zu sehen". Trotz diesen existenziellen, traumatischen Erfahrungen ist Jérôme diesen Sommer wieder in die Ukraine zurückgekehrt. "Ich gehe zurück, weil ich etwas aus meinem Leben machen möchte. Ich finde keine Arbeit. Zu Hause langweile ich mich", begründet er seine Entscheidung.

2000 ausländische Kämpfer in Ukraine 

Und Jérôme ist kein Einzelfall. Laut Kacper Rekawek, der am Internationalen Zentrum für Anti-Terrorismus (ICCT) forscht, seien heute etwa 2000 ausländische Kämpfer in der Ukraine im Einsatz. Seit Beginn des Krieges seien bereits 200 bis 250 von ihnen gestorben. Die Ukraine veröffentlicht keine Zahlen über ihre Söldner.

In der Schweiz ist es, wie bereits angedeutet, verboten, sich in den Dienst einer ausländischen Armee zu stellen. Geregelt ist dies im Artikel 94 des Militärgesetzes. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft. Derzeit laufen sieben Verfahren gegen Schweizer, die sich in den Dienst der Ukraine stellten.

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