"Terrorverbrechen"
Zu freizügig – Fitness-Trainerin muss 11 Jahre in Knast
In Saudi-Arabien ist eine Fitness-Trainerin wegen der Auswahl ihrer Kleidung zu elf Jahren Haft verurteilt worden.
In Saudi-Arabien ist eine 29-jährige Fitness-Trainerin wegen der Auswahl ihrer Kleidung und Aufrufe in sozialen Netzwerken, das System männlicher Vormundschaft im Königreich zu beenden, zu elf Jahren Haft verurteilt worden.
Manahel al-Utaibi sei bereits im Januar – und damit mehr als ein Jahr nach ihrer Festnahme – von einem Spezialgericht für Terrorismus verurteilt worden, berichtet Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation ruft das Königreich dazu auf, die 29-Jährige unverzüglich freizulassen.
Die 29-Jährige soll nach ihrer Festnahme im November 2022 in Haft körperlich und psychisch missbraucht worden sein. Außerdem wurde sie mehrere Monate an einem unbekannten Ort festgehalten.
Mit High Heels, ohne Überkleid
Al-Utaibi soll auf Twitter (jetzt X) Hashtags zur Unterstützung der Rechte von Frauen sowie Bilder von sich selbst in einem Einkaufszentrum mit "anstößiger" Kleidung – in High Heels und ohne das im Land traditionelle Abaja-Überkleid – auf Snapchat veröffentlicht zu haben.
Saudi-Arabiens Regierung erklärt, die junge Frau sei wegen "Terrorverbrechen" verurteilt worden. Die Gesetze des Landes würden das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen, es sei denn, es handle sich um Inhalte, "die das Begehen öffentlicher Sünden beinhalten und Einzelpersonen und Mädchen in der Gesellschaft dazu anstiften, sich von religiösen Grundsätzen und sozialen Werten loszusagen und gegen die öffentliche Ordnung und die öffentliche Moral zu verstoßen".
Kurios: Im März 2018, fast fünf Jahre vor der Festnahme von Al-Otaibi, erklärte Kronprinz Mohamed bin Salman in einem TV-Interview, Frauen sollten "anständige, respektvolle Kleidung tragen, wie Männer ... Dabei muss es sich jedoch nicht ausdrücklich um eine schwarze Abaya oder eine schwarze Kopfbedeckung handeln. Für welche Art von anständiger und respektvoller Kleidung Frauen sich entscheiden, bleibt ganz ihnen überlassen." Doch die Realität sieht scheinbar anders aus.
Frauenrechte stark eingeschränkt
Trotz zahlreicher Reformen, wie der Aufhebung des Fahrverbots für Frauen, sind Frauenrechte in Saudi-Arabien nach wie vor stark eingeschränkt. Für wichtige Entscheidungen des Lebens benötigen Frauen weiterhin die Zustimmung eines männlichen Verwandten. Auch in rechtlichen Fragen etwa zu Eheschließung, Scheidung, dem Sorgerecht für Kinder und Erbschaft sind Männer in der Regel weiterhin deutlich besser gestellt als Frauen.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Fitness-Trainerin in Saudi-Arabien wurde zu 11 Jahren Haft verurteilt, weil sie als zu freizügig galt und sich für Frauenrechte einsetzte
- Die 29-jährige Manahil al-Utaibi wurde wegen "Terrorverbrechen" verurteilt, nachdem sie Videos ohne das traditionelle Abaja-Überkleid veröffentlicht und sich für das Ende des männlichen Vormundschaftssystems eingesetzt hatte
- Trotz einiger Reformen sind Frauenrechte in Saudi-Arabien weiterhin stark eingeschränkt