Österreich
Zirngast erwartet sich keinen fairen Prozess
Der im Dezember aus der türkischen Haft entlassene Österreicher Max Zirngast sieht sich als politischer Gefangener und rechnet nicht mit einem fairen Prozess.
Von September bis Dezember war der österreichische Journalist Max Zirngast in der Türkei in Haft. Er darf die Türkei auch nach seiner Entlassung am Heiligen Abend nicht verlassen und wird im April in Ankara vor Gericht stehen.
In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Datum" sieht er sich als "politischen Gefangenen". Seine Festnahme sei ein "Kollateralschaden" gewesen.
Denn die Türkei gehe mit "Zehntausenden" Verhaftungen gegen die demokratische Opposition vor: "Zu sagen, dass ich besonders sei, wäre eine Ungerechtigkeit gegenüber allen andere politischen Gefangenen, Journalisten und Akademikern in der Türkei", sagte er.
Der Prozess gegen ihn soll am 11.April starten - man wirft ihm vor, Mitglied einer Terrororganisation, der "illegalen bewaffneten Organisation TKP/K" zu sein. Zirngast glaubt, dass der Prozess mindestens vier bis fünf Verhandlungstage dauern werde.
Einen fairen Prozess erwartet er sich aber nicht. Die Beweise sind seiner Einschätzung nach schwammig, auch wenn seit Telefon fünf Monate lang abgehört wurde. Dem 29-Jährigen drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.
Die Türkei würde "zunehmend autoritärer" werden, meinte der Journalist. Er sehe "Faschistisierungstendenzen", es fände eine gesellschaftliche "Verrohung" statt. Das würde auch die "enorm hohe Rate an Frauenmorden" zeigen, die nach Einschätzung Zirngasts noch weiter steigen wird.
In der Türkei lebe man "immer mit Angst, dass etwas passiert".
(red)