23 Euro pro Stück

"Zigaretten sind in Gaza zum neuen Gold geworden"

In der aktuellen Mangellage werden für Zigaretten in Gaza absolute Mondpreise bezahlt. Das wird zum Problem für die Transporte mit Hilfsmaterial.

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"Zigaretten sind in Gaza zum neuen Gold geworden"
Brennbares Gold: Ein Mann raucht in den Trümmern eines Ortes im Westjordanland eine Zigarette.
IMAGO/Middle East Images

Eine Gruppe bewaffneter palästinensischer Männer näherte sich vergangene Woche einem Lagerhaus der UN im Zentrum des Gazastreifens und verlangte Zugang zu den dort gelagerten Hilfsgütern. Die Bande war nicht an Nahrungsmitteln, Treibstoff oder Medikamenten interessiert. Sie wollte etwas, das sie für viel wertvoller hielt: geschmuggelte Zigaretten, die in der humanitären Fracht versteckt waren. Nachdem sie die Tabakwaren gefunden hatten, zogen sie damit wieder ab.

Dieser Vorfall, den ein UN-Beamter gegenüber dem "Wall Street Journal" schilderte, ist bezeichnend für ein aktuell großes Hindernis für Hilfslieferungen: Der ausufernde Zigarettenschmuggel, der durch die hohen Tabakpreise angeheizt wird, verlangsamt inmitten des Zusammenbruchs von Recht und Ordnung die Lieferung lebensrettender Güter.

Horrende Preise für Tabakwaren

Hilfsgütertransporte und Lagerhallen seien zur Zielscheibe von Schmugglern geworden, die versuchten, illegale Zigaretten in den Waren zu verstecken, berichten UN- und israelische Beamte. Auch andere lokale Kriminelle greifen Fahrzeuge an, in denen sie Zigaretten vermuten, die an Bord versteckt sind.

Zigaretten werden im Gazastreifen derzeit für bis zu 23 Euro pro Stück verkauft – ein einziges Päckchen kann so zur Goldgrube werden. In der Öffentlichkeit wird laut dem Bericht nun kaum noch geraucht – aus Scham, aber auch aus Angst.

In ausgehöhlten Melonen versteckt

Denn vor allem seit die Grenze nach Ägypten geschlossen wurde und alle Waren über den Übergang Kerem Shalom kommen, gelangen kaum noch Zigaretten ins Land. Israelische Beamte geben an, dass sie Zigaretten gefunden haben, die zwischen den Hilfsgütern geschmuggelt oder von den Fahrern mitgeführt wurden. Manchmal würden Schmuggler ein oder zwei Päckchen in ausgehöhlten Wassermelonen verstecken oder sie in eine Tasche oder einen Karton mit legalen Waren stopfen, weiß ein mit den Schmugglermethoden vertrauter Palästinenser.

Zigaretten seien "zum neuen Gold geworden". Israel führt zwar Stichproben bei den Waren durch, es können aber niemals alle Lieferungen durchsucht werden. Angriffe von Kriminellen auf Hilfskonvois haben in der Folge dermaßen zugenommen, dass mehr als tausend LKW-Ladungen mit Hilfsgütern auf der Gaza-Seite des Grenzübergangs Kerem Shalom zu Israel liegen geblieben sind. "Das unterminiert alles, was wir zu tun versuchen", sagt ein UN-Mitarbeiter resigniert.

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