ORF-Studiogast platzt bei ZIB2-Interview der Kragen

In Oberösterreich und Salzburg explodiert die 7-Tages-Inzidenz in Sphären, die noch nie zuvor im Verlauf dieser Pandemie erreicht wurden. Bundesweit wurden innerhalb einer Woche gleich drei neue Allzeit-Rekordwerte bei den Neuinfektionen aufgestellt. Ein Lockdown für Ungeimpfte steht sowohl in den beiden Hotspot-Ländern als im Rest Österreichs kurz bevor.

Doch die heimische Politik zaudert und zögert, erklärt von Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) abwärts, dass diese radikale Entwicklung "unvorhersehbar" gewesen sei – ganz im Widerspruch zu zahlreichen Experten, die bereits seit Wochen vor einem neuen Anstieg gewarnt hatten.

Haslauer sorgt für Ärger

Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) erteilte trotz allem einem Lockdown in seinem Bundesland – wo zwischendurch kein einziges Intensivbett mehr für Corona-Patienten zur Verfügung stand – in einem direkten Gespräch mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) eine Abfuhr. 

Beim Presseauftritt direkt im Anschluss sorgte Haslauer mit seinen Aussagen für Kopfschütteln im ganzen Land: "Den Virologen wäre es am liebsten, wenn jeder einzelne Salzburger und Österreicher in ein Zimmer eingesperrt ist, weil da kann er sich nicht anstecken und er kann niemanden infizieren", formulierte er überspitzt in seinem Statement.

ZIB2-Moderatorin überrascht

Die wissenschaftliche Community Österreichs ist stinksauer. Komplexitätsforscher Peter Klimek dürfte es bei Haslauers Aussagen die Nackenhaare aufgestellt haben, denn er teilte bei seinem Interview-Auftritt in der ZIB2 Donnerstagnacht ungewohnt heftig aus:

"Was ich besonders erschütternd fand, dass Virologen der Lächerlichkeit preisgegeben wurden. Da fragt man sich als Wissenschaftler schon, welchen Umgang man mit der Wissenschaft in Österreich pflegt", donnerte der Forscher. Wenn solch ein feindliches Klima weiter gepflegt werde, dann werde unser Land immer mehr zur "Bananenrepublik".

Scharfe Kritik an türkiser Narrative

Bei seinem TV-Auftritt konnte man Klimek direkt ansehen, wie sehr die Emotionen in ihm brodelten. Zwischendurch musste er mit sich um die richtigen Worte ringen. Er kritisiert das Vorgehen der VP-Spitze scharf: "Diese Entwicklung war absolut vorhersehbar. Dass man die Prognose dreht und wendet, wie es gerade passt, daran haben wir uns schon gewöhnt."

Auch ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher war von dem heftig-emotionalen Auftritt ihres sonst so in der Sachlichkeit ruhenden Studiogasts völlig überrascht. "Komplexitätsforscher Peter Klimek platzt in der #ZiB2 der Kragen", schrieb sie später über das Interview.