Wildtiere
Zeitkapsel - Dieser Hai könnte vom 17. Jh. erzählen...
Der seltene und noch wenig erforschte "Grönlandhai" wächst und altert extrem langsam. Viele ausgewachsene Exemplare sind über 400 Jahre alt.
Wer dachte, dass die Schildkröte ein biblisches Alter erreichen würde, kennt den sogenannten Grönland-, oder Eishai noch nicht. Wenn dieser Raubfisch sprechen könnte, würde er uns wohl von den ersten Habsburgern, der französischen Revolution, Hexenverbrennungen oder auch der ersten Atombombe erzählen können. Denn diese Tiere wachsen und altern sehr, sehr, sehr langsam. Man könnte also schmunzelnd sagen: Dieser Hai hat alle menschlichen Verfehlungen der letzten Jahrhunderte hautnah miterlebt und ist eine lebende Zeitkapsel.
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Entwicklung
Eine ungefähre Altersbestimmung konnte anhand der Augenlinsen des Hais festgestellt werden. Der Kern der Linse bildet sich aus Proteinen bereits im Embryonalstadium und ist ab dem Zeitpunkt keinem Stoffwechsel mehr unterlegen. Da man bei zwei Exemplaren - die mit einer Länge von nur ungefähr 80 Zentimetern noch längst nicht ausgewachsen waren - bereits Spuren der atmosphärischen Nukleartests aus den 50er Jahren feststellen konnte, weiß man, dass diese "Haibabys" bereits mindestens 60 Jahre alt sein mussten.
Der Grönlandhai bringt seine Jungen lebend zur Welt, nachdem sie im Mutterleib aus Eiern geschlüpft sind - dies nennt man "ovovivipar" - also "ei-lebend-gebärend". Zum Zeitpunkt der Geburt sind die Haie etwa 40 Zentimeter groß.
Die Geschlechtsreife erreicht dieser Hai erst mit 150 Jahren und ist zu diesem Zeitpunkt etwa vier Meter lang. Tiere mit sechs bis acht Metern Länge sind deshalb meistens zwischen 400 und 500 Jahren alt. Er wächst ab der zweiten Lebensspanne nur noch etwa einen Zentimeter jährlich, was die hohe Lebenserwartung erklärt.
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Wie viele gibt es denn?
Über die Verbreitung des Grönlandhais ist leider noch nicht sehr viel bekannt. Er landet meistens "nur" als Beifang - also unabsichtlich - in arktischen Gewässern im Netz der Fischer und wird dann meist zu Hundefutter verarbeitet. In der Regel hat ein Lebewesen mit einer langen Lebensspanne auch eine geringere Reproduktionsrate und ist deshalb gefährdet. Die "International Union for Conservation of Nature" führt den Gröndlandhai auf einer Vorwarnliste, bis man valide Daten über die Verbreitung sammeln konnte.