Wirtschaft
Zeitdruck sorgt am häufigsten für Job-Konflikte
Unternehmen spielen zunehmend Alt und Jung gegeneinander aus. Dabei vertragen sich die gegensätzlich geglaubten Altersgruppen im Job sehr gut. Dies geht aus der fünften Jobwechsler-Studie von Monster.at hervor, die am Dienstag mit dem Schwerpunkt "Arbeitsklima in Österreich" in Wien präsentiert wurde. Weitere Top-Ergebnisse: Jüngere gelten als freizeitorientiert, Ältere als erfahren. Zeitdruck ist häufigster Konfliktauslöser in Unternehmen. Das Gehalt ist der Hauptgrund für den Wunsch nach einem Jobwechsel - bei Männern stärker als bei Frauen. Knapp ein Viertel der Befragten denkt derzeit über einen Jobwechsel nach.
. Knapp ein Viertel der Befragten denkt derzeit über einen Jobwechsel nach.
Zum fünften Mal seit 2012 hat IMAS im Auftrag von Monster.at eine Jobwechsler-Studie durchgeführt, um Trends am österreichischen Arbeitsmarkt zu analysieren. Neben dem Fakt, dass die Zahl der wechselbereiten unselbstständig Erwerstätigen rückläufig ist, wurde diesmal ein weit verbreitetes Klischee der Berufswelt widerlegt: Jüngere und Ältere Kollegen vertragen sich sehr wohl miteinander, wenn man sie selbst befragt. Die Unternehmen selbst und die öffentliche Meinung behaupten vielfach das Gegenteil.
Im Arbeitsalltag sind tatsächlich nur wenige Konflikte zwischen den Generationen vorhanden. Nur rund jeder Zehnte beklagt sich stark über die Zusammenarbeit mit älteren bzw. jüngeren Kollegen. Vielmehr sehen die Studienautoren einen Gesellschaftspolitischen Auftrag, ältere Arbeitnehmer über 50 stärker einzubinden. Derzeit wird von den Firmen mehr auf die Themen Frauen und Generation Y (junge High-Potentials) gesetzt.
"Fast keine Generationenkonflikte"
"Die Mehrheit der Arbeitnehmer ist der Meinung, dass in den Unternehmen fast keine Generationenkonflikte herrschen", sagt Barbara Riedl-Wiesinger, Country Manager von Monster Worldwide Austria. "Damit unterscheidet sich die Sicht der Arbeitnehmer wesentlich von der Rekrutierungspolitik der Unternehmen. Diese sollten sich überlegen mehr ältere Arbeitnehmer anzustellen, schon allein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen."
439 Menschen in unselbstständigen Jobs wurden im März 2014 im direkten Gespräch für die Studie befragt. Gründe, die den Berufsalltag erschweren und nichts mit dem Duell Alt gegen Jung zu tun haben (knapp 60 Prozent haben damit kein Problem), sind vor allem der immer stärker steigende zeitliche Druck (17 Prozent sind davon sehr, weitere 30 stark belastet). Spontan nannten die Befragten Stress, zu lange Arbeitszeiten und eben Zeitdruck als die Top3-Faktoren in punkto Belastung.
Erfahrung und Innovation als Top-Mix
Ein Generationenkonflikt finde in den wenigsten Betrieben statt, ist Studienautor Paul Eiselsberg, Senior Research Director bei IMAS überzeugt. "Auch wenn es kaum Spannungen zwischen Jung und Alt gibt, so werden beiden Gruppen dennoch sehr unterschiedliche Kompetenzprofile zugeschrieben", sagt Eiselsberg. "Während die Jüngeren als Freizeitorientiert (44 Prozent), hektisch (40) und innovativ (39) angesehen werden, gelten die Älteren vorrangig als Führungskräfte (45 Prozent), Vorbilder (58), erfahren (74) und besonnen (44)."
Riedl-Wiesinger schließt daraus, dass Unternehmen sehr wohl ein Interesse daran haben sollten, ihre Personalpolitik zu überdenken. "Die Erfahrung der Älteren und die Innovation der Jüngeren wären ein Top-Mix für jedes Unternehmen, die viele aber nicht sehen. Genauso wie man im Sinne der Diversität Frauen und Migranten einbeziehen sollte." Einen kleinen Seitenhieb können sich die Jüngeren in Richtung Generation 50+ aber nicht verkneifen, wenn es darum geht, ob sich Ältere etwas sagen lassen. 50 Prozent haben zumindest einigermaßen diesen Eindruck.
"Unternehmen alleine nicht die Bösen"
"Man meint, in zwei unterschiedlichen Welten zu leben, wenn man die Fakten mit der öffentlichen Meinung vergleicht", sagt auch Matthias Schulmeister, Geschäftsführer von Schulmeister Management Consulting und sieht ein großes gesellschaftspolitisches Problemfeld. "Die Unternehmen alleine sind nicht die Bösen. Sie handeln rational und suchen Top-Leute, egal wie alt diese sind. Dieses Problem müsse erkannt werden. Das Senioritätsprinzip, wonach man mehr verdient, je älter man wird, ist in den Kollektivverträgen stark verankert. Ältere kommen Firmen deshalb teurer als jüngere Arbeitnehmer."
Das Durschnittsalter von Top-Führungskräften lag 2010 noch bei 51 Jahren und sank bis 2013 auf 49. Dazu sinkt die Geburtenrate stetig, weshalb mehr Ältere am Arbeitsmarkt verfügbar sind. Trotzdem kämpfen viele Firmen nur um die besten Jungen. Schulmeister: "Nach drei bis fünf Jahren müssen Arbeitnehmer heutzutage in den Unternehmen aufsteigen oder den Job wechseln. Die Führungskräfte werden deshalb immer jünger. Was macht ein 49-Jähriger, der schon am beruflichen Zenit ist bis 65?"
Ein Viertel will den Job wechseln
Was den zweiten Aspekt der Jobwechsler angeht, denkt knapp ein Viertel im Moment darüber nach, den Arbeitgeber zu wechseln - zwei Prozent mehr als noch im Herbst 2013. Ältere denken darüber weniger nach als Jüngere. Die Zahl jener, die sich mehrmals pro Woche oder sogar täglich damit beschäftigt, ist dafür gesunken.
Das Gehalt (58 Prozent) ist der Hauptgrund für den Wechsel. Danach kommt der Wunsch, Neues auszuprobieren (39), fehlende Aufstiegsmöglichkeiten (36), ein schlechtes Betriebsklima (34) oder fehlende Wertschätzung (33 Prozent). Für Männer ist das Gehalt ausschlaggebender, während Frauen sich häufiger beruflich weiterentwickeln wollen und "athmosphärisch" denken. Die Nähe zum Wohnort, um Beruf und Familie zu vereinbaren, ist für Frauen ebenfalls sehr wichtig.