Niederösterreich

Zahnarzt klagt: "Müsste 20 Zähne pro Stunde ziehen"

Aus Kostengründen legt Zahnarzt Franz Zach aus Steinakirchen am Forst seinen Kassenvertrag zurück. Nur als Wahlarzt kann er die Verluste abdecken.

Tanja Horaczek
Die Kosten sind für Dr. Zach aus Steinakirchen am Forst nicht mehr tragbar.
Die Kosten sind für Dr. Zach aus Steinakirchen am Forst nicht mehr tragbar.
Privat

"Nach 20 Jahren geht es einfach nicht mehr", teilt Zahnarzt Franz Zach aus Steinakirchen am Forst (Scheibbs) mit und legt mit Ende des Jahres seinen Kassenvertrag zurück. Während die Kosten in Pandemiezeiten weiter gestiegen sind, sind die Einnahmen nicht mehr geworden - im Gegenteil.

"Wollte so nicht mehr arbeiten"

"Ich hatte immer mehr Verluste. Und so wollte ich nicht mehr arbeiten", sagt der Mediziner. Zach hat in den letzten 20 Jahren 12.000 Patienten aufgenommen und etwa 120.000 Einzelbehandlungen durchgeführt. Zach bemängelt, dass der aus dem Jahre 1957 stammende Kassenvertrag sich in seinen wesentlichen Grundzügen nicht geändert hat. "Einzige Erfolge waren die Gratiszahnspange, die Gratismundhygiene für Kinder, die weißen wertlosen Zementfüllungen für Schwanger, Kinder bis 15. Lebensjahr und für Stillende", betont er.

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    Zahnarzt Franz Zach ist ab 1.1. nur mehr als Wahlarzt tätig.
    Zahnarzt Franz Zach ist ab 1.1. nur mehr als Wahlarzt tätig.
    Privat

    Teuerungen setzen ihm zu

    Die Einhaltung der Hygienebestimmungen einer Arztpraxis ist selbsredend, erfordert aber erhebliche Vor- und Nachbereitungszeiten und ist auch mit enormen Kosten verbunden. Die während der Pandemie noch mehr gestiegen sind. "Handschuhe waren vor Corona um € 3,20 pro 100er Pack zu haben, dann kosteten diese € 11,20. Aber man war froh, wenn diese vom Lieferanten bereitgestellt werden konnten", skizziert er die Lage.

    Weiterer Fakt: Im Bereich der Energiebereitstellung, die durch die EVN erfolgte, hat er mit einem Plus von 600 Prozent an Strompreiskosten per 1.10.2022 zu arbeiten. Doch woher das Geld nehmen, wenn es nicht erwirtschaftet werden kann?

    Und nun ein kleines Kostenbeispiel vom Zahnmediziner (nicht alle Positionen konnten angeführt werden):

    Investitionsvolumen einer Zahnarztpraxis: € 300.000 bis € 500.00
    Durchschnittliche Kostentangente von € 400 pro Arbeitsstunde
    Einnahmen:
    Extraktion eines Zahnes: € 20,60
    Einflächenfüllungen € 20,70, Zweiflächenfüllungen € 32,40 und Dreiflächenfüllungen € 48,20
    Kontrolluntersuchung € 14,20
    Kurz (Rausch)Narkose € 20,50
    Wurzelspitzenresektion € 143,70

    "Am Ende des Tages arbeitet der Zahnarzt gratis"

    "Bei einer Vergütung von € 20, 60 pro Extraktion eines Zahnes müsste ich 20 Zähne pro Stunde ziehen, um kostendeckend zu arbeiten. Das ist aber ein totaler Nonsens, denn dann würde ich eingesperrt werden", stellt der Mediziner fest.

    So konnte er die Kosten für den Betrieb nicht hereinspielen. "Bei vier Stunden Behandlungszeit, jeweils eine halbe Stunde Vor- und Nachbereitung machen fünf Stunden Betriebszeit. Am Ende des Tages arbeitet der Zahnarzt umsonst", ärgert sich Zach.

    "Da es nicht sein kann, dass ich den Ambulanzbetrieb mit den Honoraren der Privatsprechstunde quersubventionieren muss lege ich nun den Kassenvertrag nieder", schließt er ab.

    Das sagt die nö. Zahnärztekammer dazu:

    "Es kommt immer wieder vor, dass Zahnärzte ihre Kassenverträge aufgeben. Und wir werden - so wie in jedem solchen Fall - die Stelle neu ausschreiben und einen anderen Zahnarzt finden. Wir sind in Niederösterreich gut aufgestellt, es braucht sich keiner Sorgen um seine Behandlung machen."