Niederösterreich
Wurm, Klima – Gibt's bei uns bald keine Erdäpfel mehr?
Erdäpfelsalat, Kartoffelpüree, Petersil-Erdäpfel – die österreichische Küche kommt ohne das Gemüse kaum aus. Bauern schlagen aber jetzt Alarm.
55 Kilo Kartoffeln isst Herr und Frau Österreicher im Jahr – eine beträchtliche Summe. Im Weinviertel wird ein Großteil der österreichischen Erdäpfel angebaut. Wie lange der Anbau den österreichischen Jahresbedarf allerdings noch decken kann, ist fraglich.
Drahtwurmbefall
"Im Hauptanbaugebiet Weinviertel forderten heuer Hitze und lange Trockenperioden im Sommer sowie verspätete Niederschläge Ende August die Widerstandsfähigkeit der Pflanze zunehmend heraus und wirken sich negativ auf die Ernteerträge bei den Lagerkartoffeln aus", berichtet der Verein "Land schafft Leben".
Eine Kombi, die ein kleines Tierchen ganz besonders gerne mag – und den Kartoffelbauern zunehmend Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Der Drahtwurm tritt bei stark sommerlichen Wetterbedingungen nämlich verstärkt auf und vernichtet dabei massenhaft Erdäpfel.
"Befallene Knollen werden für den Handel unbrauchbar, denn der Drahtwurm hinterlässt nicht nur Löcher und Gänge, sondern auch seine Exkremente in der Kartoffel. Immer mehr Betriebe, deren Ernte derzeit in vollem Gange ist, berichten von Verlusten zwischen 40 und 50 Prozent. Einzelne Kartoffelbäuerinnen und Kartoffelbauern beziffern die Höhe der Verluste durch Drahtwurmbefall auf bis zu 80 Prozent", erklärt Obmann Hannes Royer in einer Aussendung.
„"Einzelne Kartoffelbäuerinnen und Kartoffelbauern beziffern die Höhe der Verluste durch Drahtwurmbefall auf bis zu 80 Prozent."“
112.500 Tonnen vernichtet
Die bittere Konsequenz: "Wir werden die Lager heuer aller Voraussicht nach nicht vollbekommen. Das bedeutet, dass die heimischen Kartoffeln den Bedarf bis zur Heurigenernte im kommenden Mai nicht ausreichend decken werden", so Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ und selbst Kartoffelbauer.
Der Drahtwurm hat schon 2018 zu dramatischen Ernteeinbußen geführt: 25 Prozent der Ernte konnten nicht als Speiseware vermarktet werden und gingen unter hohen Preisabschlägen in die Stärkefabrik oder wurden über Biogasanlagen entsorgt. Mit dieser Menge von zirka 112.500 Tonnen hätte man etwa ein Viertel der österreichischen Bevölkerung ein Jahr lang versorgen können.