Österreich
Woller: "Haben Weckruf der Unesco verstanden"
Per Brief versichert die Stadt Wien den Bund, der Erhalt des Weltkulturerbes habe höchste Priorität. Landtagspräsident Woller sieht gute Chance, dass Wien wieder von der roten Liste kommt.
Mitte März drohte die Bundesregierung der Stadt Wien mit einer Weisung, sollte diese nicht von sich aus zusichern, dass die Anforderungen der UNESCO und des internationalen Rates für Denkmalpflege Icomos beim Projekt Heumarkt eingehalten werden.
Per Brief kommt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dieser Aufforderung nun nach. Heute, Montag, wurde das Schreiben, das "Heute" vorliegt, per Post vom Rathaus ins Bundeskanzleramt geschickt.
In dem Schreiben betont Ludwig, dass der Erhalt der Welterbestätte "Historisches Zentrum von Wien" höchste Priorität hätte. "Ich teile deine Meinung, dass es notwendig ist, die Diskussion rund um die Welterbestätte auf einer sachlichen Ebene abzuwickeln", schreibt Ludwig an Bundesminister Blümel. Dazu zähle für Ludwig auch das detaillierte Studieren und Analysieren der Erkenntnisse, die UNESCO und Icomos während ihres Wien-Besuchs im November 2018 gewonnen habe.
Ludwig verwehrt sich gegen "Missplanung"
Konkret auf das Heumarkt-Projekt bezogen, wehrt sich Ludwig gegen den Vorwurf der Missplanung. "Die Entwicklung des Heumarkt-Projekts war eines der umfangreichsten und am transparentesten geführten Planungsverfahren in der Geschichte der Wiener Stadtplanung und hält internationalen Vergleichen absolut stand", so Ludwig in dem Brief. Einen Baustopp verhängen könne er aufgrund fehlender rechtlicher Basis nicht, man arbeite aber intensiv an der Klärung, welche Möglichkeiten es gebe, das Projekt so anzupassen, dass es mit den Anforderungen der Unesco vereinbar ist.
Weiterentwicklung der Stadt muss weiter möglich sein
Bei allem Interesse den Status des Weltkulturerbes zu erhalten, sei es aber auch seine politische Verantwortung als Bürgermeister, der demographischen und gesellschaftspolitischen Entwicklung in Wien Rechnung zu tragen. Seit der Aufnahme des Historischen Zentrums Wien in die Liste der Welterbestätten sei Wien um 350.000 Einwohner gewachsen, rechnet der Stadtchef vor. Konkret heißt das: Erhalt des Weltkulturerbes ja, Projekte der Stadtentwicklung müssten aber weiterhin möglich sein.
Woller: "Jetzt sind alle hellwach"
Wie diese in Zukunft aussehen könnte, soll in einem Managementplan festgelegt werden, der nun erarbeitet wird und 2021 im Gemeinderat beschlossen werden könnte. "Die Setzung Wiens auf die rote Liste der Unesco war ein Weckruf, den wir verstanden haben", erklärt Landtagspräsident Ernst Woller (SPÖ) gegenüber "Heute".
Die Stadt sei für den umfassenden Bericht der Unesco und Icomos dankbar, da hier viele Informationen enthalten seien, die der Stadt bisher nicht bekannt waren. "Diese werden nun in der zweijährigen Arbeitspause aufgearbeitet und in den Managementplan einfließen. Diese Vorgangsweise wird von der Unesco ausdrücklich begrüßt", so Woller.
"In nächsten zwei Jahren sicher kein Baubeginn"
Auch dass die Direktorin des Unesco-Welterbezentrums im Rahmen einer Videokonferenz am 3. April die kommenden zwei Jahre als "work in progress" bestätigt habe, gibt Woller Hoffnung, dass Wien zwar weiter auf der roten Liste bleibt, den Status aber nicht verlieren wird. "In den nächsten zwei Jahren wird es sicher nicht zu einem Baustart kommen, weil ja noch nicht einmal klar ist, ob es eine Umweltverträglichkeitsprüfung geben muss oder nicht", betonte der SP-Politiker. (lok)