Auf zehn Quadratmetern
Wohnungssperre! Mann lebt seit 1,5 Jahren in Wohnmobil
Thomas W. (57) wurde im April 2023 für die Wohnungsvergabe gesperrt. Seitdem lebt er mit Frau und Sohn in einem Wohnmobil – auf zehn Quadratmetern!
Zum Duschen muss Thomas W. (57) ins Fitnesscenter, denn fließendes Wasser gibt es bei ihm nicht: Der ehemalige Busfahrer lebt seit über 1,5 Jahren mit seiner Frau Gabriela (60) und seinem Sohn Manuel (20) auf zehn Quadratmetern in einem Wohnmobil auf einem Abstellplatz am Stadtrand von Innsbruck.
"Wir haben 4,5 Jahre lang im Ausland, genauer gesagt in Bulgarien, gelebt. Aufgrund der günstigen Preise haben wir gehofft, dort besser leben zu können. Leider hat sich das als Fehleinschätzung herausgestellt, und wir sind im Jänner 2023 wieder nach Tirol zurückgekommen", erzählt der 57-Jährige im Gespräch mit "Heute".
Unterschrift war nicht vertragskonform
Die Familie meldete sich über den Verein Dowas obdachlos, stellte zudem bei der Stadt Innsbruck einen Antrag auf eine 3-Zimmer Wohnung. Am 14. April 2023 wurde ihnen eine Wohnung zugewiesen: "Wir sollten uns sofort mit dem zuständigen Hausverwalter in Verbindung setzen. Bereits während des Telefonats zur Terminvereinbarung sprach uns der Hausmeister unhöflich mit 'Du' an und änderte den vereinbarten Besichtigungstermin eigenmächtig von 11 Uhr auf 10 Uhr", erinnert sich Thomas W.
Die Bilder des Tages
Bei der (versuchten) Mietvertragsunterzeichnung kam es dann zu Problemen: "Ich habe den Vertrag mit Vorbehalt und 'Thomas aus der Familie W.' unterschrieben. Das wurde von der Hausverwaltung abgelehnt, weil das nicht vertragskonform ist. Wir haben die Wohnung daher nicht bekommen", berichtet der Invaliditätspensionist und Mindestsicherungsbezieher.
Familie wurde für Wohnungsvergabe gesperrt
Zusätzlich wurde die Familie zudem für die generelle Wohnungsvergabe gesperrt: "Die Begründung war, wir hätten uns ungebührlich benommen – eine infame Lüge. Uns wurde auch vorgeworfen, wir hätten uns bei der Wohnungsbesichtigung ungestüm verhalten. Das Stadtmagistrat beruft sich dabei auf einen Punkt der Vergaberichtlinien, wonach wir für die Hausgemeinschaft nicht zumutbar seien", meint Thomas W.
Da die Obdachlosenheime im Raum Innsbruck laut dem 57-Jährigen komplett überfüllt und die Mieten kaum leistbar sind, wählte die Familie eine andere Notlösung und zog zu dritt in ein Wohnmobil: "Ich bekomme 1.312 Euro Pension, dazu noch Mindestsicherung. Derzeit zahlen wir 660 Euro Miete für den Stellplatz, mit den Stromkosten kommen wir auf rund 900 Euro. Wir wurden komplett vergessen, das ist alles eine Farce", ist der Tiroler verärgert.
Magistrat verlangt genaues Behandlungskonzept
Am 21. August 2024 stellte Thomas W. daher einen neuerlichen Antrag auf die Vormerkung und Vergabe einer städtischen Wohnung. Zudem wandte er sich an die Gleichbehandlungsstelle – diese konnte allerdings keine Diskriminierung feststellen.
Sowohl Thomas W. als auch die Gleichbehandlungsstelle erhielten vom Stadtmagistrat die Antwort, dass eine neuerliche Vormerkung bedingt möglich sei, "…wenn der/die WohnungswerberIn sich in ärztlicher, therapeutischer Behandlung/Betreuung befindet und zum Zeitpunkt der Wohnungsvergabe die angeführten Ausschlusskriterien nicht mehr gegeben sind."
„Das ist ein Knebelvertrag, da mache ich nicht mit“
Um dies nachvollziehen zu können, fordert der Stadtmagistrat von Thomas W. nun, ein entsprechendes psychologisches Betreuungskonzept vorzulegen. Darin muss der 57-Jährige nicht nur vergangene Maßnahmen und Fortschritte, sondern auch aktuelle Maßnahmen und Unterstützung sowie einen zeitlichen Rahmen detailliert ausführen.
Dies kommt für Thomas W. aber nicht infrage, er fühlt sich diskriminiert: "Das ist ein Knebelvertrag, da mache ich nicht mit. Ich habe dem Stadtmagistrat ja schon einen fachärztlichen Befund geschickt, der eine Diagnose, Medikation und Therapieempfehlung enthält. Das muss reichen."
Suche nach neuer Wohnung
"Heute" fragte selbstverständlich beim Stadtmagistrat Innsbruck um eine Stellungnahme an, aus datenschutzrechtlichen Gründen wurde aber keine Auskunft erteilt. Thomas W. sucht nun nach einer 2- bis 3-Zimmerwohnung: "Wir würden dafür Tirol sogar den Rücken kehren!"
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Auf den Punkt gebracht
- Thomas W. (57) lebt seit über 1,5 Jahren mit seiner Frau und seinem Sohn in einem Wohnmobil auf einem Abstellplatz am Stadtrand von Innsbruck, nachdem ihnen eine Wohnung aufgrund einer nicht vertragskonformen Unterschrift verweigert wurde.
- Trotz eines erneuten Antrags auf eine städtische Wohnung und der Vorlage eines fachärztlichen Befunds fordert der Stadtmagistrat ein detailliertes psychologisches Betreuungskonzept, was Thomas W. als diskriminierend empfindet und ablehnt.