Österreich
Wirtin: "Gäste geben nach Teuerungen weniger Trinkgeld"
Personalmangel und Kostenexplosion brachten das Ehepaar Sybille und Michael Heidenkummer, Chefs des gleichnamigen Wiener Lokals, an seine Grenzen.
Anfang des Jahres wandten sich die Betreiber der Gastwirtschaft Heidenkummer in Wien-Josefstadt verzweifelt an eine große Frauen-Facebook-Gruppe. "Wir können unsere Öffnungszeiten kaum aufrechterhalten, da wir kein Personal haben!" Konkret ging es um einen Koch, eine Küchenhilfe und eine Angestellte im Service.
Beim AMS kein Personal gefunden
Im "Heute"-Gespräch verrät Sybille Heidenkummer, die das Lokal mit ihrem Mann Michael in dritter Generation führt: "Wir haben ein Jahr lang über das AMS gesucht und niemanden gefunden. Manche haben sich nicht mal die Mühe gemacht, zum Vorstellungsgespräch zu erscheinen." Die fehlenden Mitarbeiter waren auch der Grund, warum das Ehepaar am Sonntag schließen musste. "Ich hoffe, wir können bald wieder öffnen, die Einbußen sind nämlich spürbar." Die gute Nachricht ist: Nach ihrem Aufruf hat die Wirtin tatsächlich endlich Personal gefunden, schneller als übers AMS. "Es sind ganz liebe Leute, wir sind wirklich glücklich."
Dass die Heidenkummers die Pandemie überlebt haben, ist keine Selbstverständlichkeit. "Ich kenne leider viele Restaurants, die zusperren mussten." Das sei auch kein Wunder: "Wir finden alle kein Personal, weil der finanzielle Anreiz in der Gastronomie immer geringer wird. Wir zahlen über Kollektivvertrag, aber das Trinkgeld ist natürlich ebenfalls sehr wichtig. Leider geben viele Gäste wegen der Teuerungen jetzt spürbar weniger", so Heidenkummer.
Überleben werden "Spitzen-Gastronomie und Ketten"
Die Teuerungen tragen dabei zusätzlich zum Wirtshaus-Sterben bei. Nicht nur die Lebensmittel kosten im Einkauf viel mehr, auch die Energiekosten sind regelrecht explodiert. "Wir zahlen mehr als das Doppelte für Strom und Gas", ärgert sich die Lokalbesitzerin. "Wenn das so weiter geht, bleiben nur mehr die Spitzen-Gastronomie und die Ketten zum Essengehen übrig."
Das wäre nicht nur für Besitzer von kleinen Lokalen fatal, sondern auch für die Gäste. "Wir bieten etwa ein Menü mit Suppe um 12 Euro an. Wir haben viele Pensionisten als Gäste, die auf diese warme Mahlzeit angewiesen sind." Es sei deshalb wichtig, die Gastronomie zu stärken, statt immer neue Auflagen und Preissteigerungen zuzulassen.