Oberösterreich
Wirt: "Zahle 1.900 Euro netto, aber keiner will Job!"
Obwohl ein Ennser Gastwirt bis zu 1.900 Euro netto zahlen würde, findet er kein Personal. Jetzt musste er sein Lokal zusperren.
Seit nunmehr 19 Jahren ist das Gasthaus "Backhendlstation" im oberösterreichischen Enns (Bez. Linz-Land) ein beliebtes Ziel für viele Einheimische und Touristen. Doch am Sonntag schockte Besitzer Jürgen Lichtl (41) seine treuen Gäste.
Auf Facebook postete er: "Liebe Freunde/Gäste, aufgrund von fehlendem Personal und somit einhergehender Planungsunsicherheit müssen wir leider zurzeit unseren Gastronomiebetrieb schließen."
Erstmals schließen müssen
Schon am Montag stand man vor verschlossenen Toren, gab es kein Backhendl mehr. "Heute" fragte beim Wirten nach. Er sagt: "Das Gasthaus erstmals zu schließen, ist mir nicht leicht gefallen. Aber es blieb mir einfach keine andere Wahl. Mir fehlt das Personal. Ich müsste jetzt alles alleine machen und das geht natürlich nicht."
Im Sommer lief das Geschäft bis zum Betriebsurlaub noch sehr gut. "Unser Lokal war immer gut besucht und wir hatten dank der Saisonarbeiter stets zwischen acht und zehn Mitarbeiter vor Ort. Da war es kein Problem, Küche und Gastro zu managen", so Lichtl.
Doch das ist nun vorbei. Die Saisonarbeiter sind weg und eine Mitarbeiterin hat erst vor rund zwei Wochen gekündigt. Und von den zwei Lehrlingen ist einer aktuell in der Berufsschule und der andere im Krankenstand. "Im Herbst und Winter brauche ich natürlich weniger Personal. Da wäre ich in Summe mit vier Leuten, mich eingerechnet, durchgekommen. So aber natürlich funktioniert das nicht", schildert Lichtl.
Zwischen 1.700 und 1.900 Euro netto
Seit einigen Wochen sucht der Gastwirt schon intensiv nach Verstärkung, würde auch je nach Qualifikation zwischen 1.700 und 1.900 (Koch) netto bezahlen. Bewerbungen? Fehlanzeige!
"Wir sind beim AMS gemeldet und suchen auch über diverse Kanäle wie Facebook. Aber es meldet sich niemand bei uns", schüttelt Lichtl den Kopf.
Wie der Gastwirt berichtet, haben sich aufgrund der unsicheren Situation in der Corona-Pandemie einige umorientiert und einen anderen Job gesucht. "Noch vor Jahren habe ich bei der Lehrlingssuche innerhalb kürzester Zeit zig Bewerbungen bekommen und jetzt kaum noch", so der Wirt.
Ganz verschwindet die "Backhendlstation" aber nicht von der Bildfläche. Die bestehende Pension bleibt offen und es wird ein Frühstücksbuffet für die übernachtenden Gäste geben. "Das schaffe ich auch alleine in der Früh", so der zweifache Familienvater.
Ganz aufgegeben hat der 41-Jährige die Hoffnung aber nicht. Er möchte, so bald es geht, wieder aufsperren. "Unser Gasthaus war vorher noch nie länger geschlossen. Das soll auf keinen Fall ein Dauerzustand bleiben. Ich hoffe, dass ich bald Verstärkung finde."
Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch bald jemand auf die Stellenangebote meldet ...