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Wirbel um Mormonen-Taufe von Wiesenthals Eltern
In den US-Bundesstaaten Arizona und Utah wurden Asher und Rosa Rapp Wiesenthal, die Eltern des legendären Nazi-Jägers Simon Wiesenthal, nachträglich getauft.
In den US-Bundesstaaten Arizona und Utah wurden Asher und Rosa Rapp Wiesenthal, die verstorbenen Eltern des legendären Nazi-Jägers Simon Wiesenthal, nachträglich getauft.
Beide sind längst tot: Asher Wiesenthal fiel im Ersten Weltkrieg, Rosa wurde ein Opfer des Holocaust. Simon Wiesenthal starb 2005 mit 96 Jahren in Wien. Auch mehrere hunderttausend Opfer des Nazi-Holocaust kamen in den "Genuss" dieser Prozedur, ohne dass deren Nachkommen gefragt worden wären.
Seit 1995 verboten
Das nach dem Nazi-Jäger benannte Simon Wiesenthal Center in Los Angeles zeigte sich empört darüber, "dass weiterhin solche unsensiblen Handlungen in den Mormonen-Tempeln durchgeführt werden". Denn eigentlich hatte die Mormonen-Kirche nach heftigen Protesten von jüdischer Seite 1995 ein Verbot für Taufen von Holocaust-Opfern verfügt. Michael Purdy, ein Sprecher der Kirche, äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur AP sein "aufrichtiges Bedauern". Es handle sich um "einen schweren Verstoß gegen unsere Richtlinien".
Bei der Taufe von Verstorbenen, die von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der mit Abstand größten Mormonen-Gemeinde, ausgiebig praktiziert wird, geht es darum, dass die Seele des oder der Verstorbenen die Möglichkeit erhalten soll, das Jenseits-Konzept der Mormonen nachträglich anzunehmen.
Offiziell ist die Totentaufe nur für Vorfahren von Kirchenmitgliedern möglich, in der Praxis ist sie längst außer Kontrolle geraten. Historische Figuren, von Hitler bis Papst Johannes Paul II., wurden posthum getauft. Die Totentaufe ist einer der Gründe, warum Katholiken und Protestanten die Mormonen nicht als christliche Religion anerkennen, obwohl diese sich selber auf Jesus Christus berufen.