Österreich

Wirbel um Luxus-Gehälter für Wiener Kinderbetreuer

Heute Redaktion
Teilen
Symbolbild
Symbolbild
Bild: iStock

Der Wiener Rechnungshof deckt ungeheure Liederlichkeiten in einem Wiener Verein für Kinderbetreuung auf. Der sorglose Umgang mit Steuergeld wird kritisiert.

Seit 1995 übernimmt der Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung im Auftrag der Stadt Wien unter anderem die Freizeitbetreuung in ganztägigen Volksschulen. 25.000 Kinder werden aktuell an mehr als 100 Schulen betreut.

Sorgloser Umgang mit Steuergeld

Wie ein Rohbericht des Rechnungshofes, der der "Krone" und dem "Kurier" vorliegt, nun zeigt, gibt es in finanzieller Hinsicht vieles zu kritisieren. 40 Millionen Euro Steuergeld erhielt der Verein allein im Vorjahr von der Stadt Wien - und mit diesem Geld wurde äußerst sorglos umgegangen, heißt es.

Einzelne Mitarbeiter hätten jahrelang Luxusgehälter bezogen und sich so über die Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit, die eigentlich herrschen sollten, hinweggesetzt.

Fast 14.000 Euro zuviel

Ein Mitarbeiter etwa erhielt zwischen 2010 und 2017 um 137.530 Euro mehr, als der Kollektivvertrag eigentlich vorsieht. Auch mit einem zweiten Bediensteten der Zentrale wurde ein Sonderdienstvertrag abgeschlossen.

Geschäftsführerin schuld?

Das Ganze hing offenbar an der damaligen Geschäftsführerin. Brigitte Kopietz, die Ehefrau des ehemaligen Landesparteisekretärs der SPÖ Wien, Harry Kopietz, führte den Verein bis zu ihrere Pensionierung im Jahr 2017.

Damit bekommt der Skandal eine politische Dimension. Die aktuelle SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak sagte zur "Krone": "Ich lehne das ab. So etwas kommt unter meiner Führung bestimmt nie vor."

Mehrkosten, rückwirkende Gehaltserhöhungen

Die finanziellen Eskapaden sollen bereits 1998 begonnen haben. Zwölf Bedienstete erhielten damals zusätzlich zu den regulären Gehaltssprüngen eine außerordentliche Vorrückung - sprich Gehaltserhöhung. Dadurch entstand eine "erhebliche finanzielle Belastung", wie der Bericht attestiert.

Allein die Erhöhungen für drei Abteilungsleiter kosteten den Verein jährlich 95.000 Euro mehr als sie sollten. Besonders brisant: Auch die Geschäftsführerin selbst erhielt im November 2016 eine rückwirkende Gehaltserhöhung ab Jänner - kurze Zeit später ging sie in Pension.

Auch an den sogenannten Jubiläumsgeldern, die der Verein ab 2010 gewährte, gibt es Kritik. Während es bei der Stadt Wien erst nach 25 Jahren einen "Treuebonus" gibt, zahlte der Verein dieses Geld schon nach 15 bis 20 Dienstjahren aus. 790.000 Euro wurde so zwischen 2010 und 2017 ausgegeben.

Konsequenzen

Der neue Geschäftsführer hat die Vorgänge dann ans Licht gebracht und den zuständigen Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky verständigt: "Er hat mich im Frühjahr dieses Jahres über die Vorgangsweisen des Vereins in der Vergangenheit informiert, die mich sofort veranlasst haben, eine Überprüfung und eine unverzügliche Sanierung in die Wege zu leiten", sagt dieser dem "Kurier".

Was ist inzwischen passiert? Das Dienstverhältnis mit dem Personalverantwortlichen wurde aufgelöst, zwei andere Dienstverträge wurden einvernehmlich angepasst. Niemand erhält mehr Jubiläumsgelder oder automatische Vorrückungen.

Auch wird der Verein durch die Überführung in eine GmbH komplett neu aufgestellt. Das soll für mehr Transparenz sorgen. An der guten Betreuung der Kinder ändere sich dadurch nichts, versicherte Czernohorszky. (red)