Österreich
Winter-Saison heuer ohne Apres-Ski?
Feiern in Corona-Zeiten - eine schwierige Angelegenheit. Après-Ski-Betreiber sind ratlos und fordern von der Regierung klare Regeln.
Während gerade mitten im Sommer eine Hitze-Welle über Österreich rollt, plant die Tourismus-Branche bereits für den kommenden Winter. Das Problem dabei: Noch weiß niemand, welche Regeln heuer auf der Piste und beim Après-Ski gelten werden.
Baby-Elefant in der Gondel?
im Sommergespräch fragte ORF-Moderatorin Simone Striebl Vizekanzler Werner Kogler, wie es heuer trotz Corona auf Österreichs Pisten aussehen könnte. "In eine Gondel passt der Baby-Elefant ja nicht", meinte die Journalistin. Vor allem in den Ferien seien diese in Österreichs Skigebieten überfüllt. Kogler appellierte an den Hausverstand der Menschen. Es wird Einschränkungen geben, "dann werden eben weniger Menschen gleichzeitig mit dem Lift rauffahren", so der Vizekanzler.
Doch ein genaues Konzept fehlt. "Es ist fünf vor zwölf", erklärt Helga Freund, Vorstandsmitglied von Österreichs größtem Tourismuskonzern, der Verkehrsbüro Group (Ruefa, Eurotours, Hofer Reisen, Hotellerie- und Business Touristik) gegenüber dem "Kurier". "Wir brauchen klare Regelungen für ganz Österreich, wie der Wintertourismus heuer stattfinden wird", so die Tirolerin.
Es werden schwierige Zeiten für Apres-Ski-Betreiber. Nachdem Ischgl im März zum Synonym für "Virus-Schleuder" wurde, will sich nun keiner die Finger am Après-Ski verbrennen. Hunderte Urlauber haben sich im Ski-Urlaub in Tirol angesteckt und ihn in ihrer Heimat – etwa Skandinavien oder Deutschland - weiter verbreitet.
"Nicht alle kommen zum Feiern"
Touristiker aus europäischen Ländern wollen wissen, auf was sich ihre Gäste einstellen müssen. "Die Partner erwarten Sicherheit. Am gescheitesten wäre es, wenn es heuer gar kein Party-Après-Ski geben würde", sagt Freund.
Das wäre das Worst-Case-Szenario für die Betreiber der kleinen Bars und Diskotheken. Viele Wintersportorte fürchten, dass dann sehr viele Gäste ausbleiben würden. Dem wiederspricht die Managerin der Verkehrsbüro Group: "Nicht alle kommen zum Feiern. Es gibt viele Familien und Sportler, denen das Sicherheitsthema viel wichtiger ist. Viele Orte verzichten deswegen schon auf Après-Ski."
Frühere Sperrstunde?
Mit Ischgl und Co. wolle man sich absprechen und gemeinsame Regelungen erarbeiten, meinte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Von einer Sperrstunde zwischen 17 und 18 Uhr ist hier etwa die Rede oder auch von Sitzplatzbeschränkungen.
"Ich kann verstehen, dass es für einzelne Unternehmerinnen und Unternehmer schwierig wird, auf Partybetrieb und volle Tanzflächen zu verzichten sowie ein klares Sperrstundenregime einzuhalten. Von einer generellen Vorverlegung der Sperrstunde auf 17 Uhr halte ich im Übrigen nichts. Eine verordnete Pause während des Tages, um die Lokale zu leeren, zu reinigen und zu lüften, halte ich aber für sinnvoll", meint etwa ÖVP-Wirtschaftsbundobmann und Obmann des Fachverbandes der Seilbahnwirtschaft Franz Hörl in einer Aussendung.