Ukraine

"Will nicht in Haft" – russischer Moderator schweigt 

Weil er sich nicht vor laufender Kamera strafbar machen will, verweigert Russen-Anchor Andrei Norkin eine Einschätzung der aktuellen Situation. 

Michael Rauhofer-Redl
TV-Moderator Andrei Norkin weigerte sich im russischen TV eine Einschätzung zur aktuellen Lage abzugeben. Archivbild aus dem Jahr 2010, Anm. der Redaktion.
TV-Moderator Andrei Norkin weigerte sich im russischen TV eine Einschätzung zur aktuellen Lage abzugeben. Archivbild aus dem Jahr 2010, Anm. der Redaktion.
Mudrats Alexandra / Tass / picturedesk.com

Einen bemerkenswerten Auftritt im russischen TV legte zuletzt Moderator Andrei Norkin hin. In einem auf Twitter kursierenden Ausschnitt, der rund 70 Sekunden lang ist, weigert sich der bekannte Anchor Stellung zur aktuellen Situation der russischen Streitkräfte in der Ukraine zu beziehen. Norkin begründet seinen Schritt damit, nicht ins Gefängnis zu wollen. Sachlich und ruhig erklärt er, dass ihm andernfalls eine Gefängnisstrafe drohe.

Hintergrund der bizarren Szenerie ist der angekündigte Rückzug der russischen Truppen aus Cherson. In dem kurzen Clip, den auch der frühere ukrainische Botschafter der Ukraine in Wien, Olexander Scherba geteilt hat, sagt Norkin folgendes:

"Ich werde gar nichts sagen"

"Wenn Sie nun erwarten, dass ich erkläre, was ich davon halte, dann... ich werde gar nichts sagen. Aber ich werde auch begründen, warum. Wenn ich die Entscheidung unterstütze und sage, dass das Verteidigungsministerium korrekt handelt, Cherson zu verlassen, dann rufe ich öffentlich dazu auf, die russische territoriale Integrität zu verletzen". Die russische Propaganda zielt darauf ab, die eroberten Gebiete in der Ukraine als russisches Staatsgebiet zu betrachten, Anm. d. Red. Auf dieses Vergehen, Norkin zitiert den entsprechenden Gesetzesparagrafen, würden "mehrere Jahre im Gefängnis" stehen. 

Doch der Moderator sieht sich in einer Zwickmühle. "Und wenn ich die Entscheidung nicht unterstütze und die Ansicht vertrete, dass das Verteidigungsministerium falsch gehandelt habe, Cherson zu verlassen, dann würde ich öffentliche die Streitkräfte diskreditieren. Das würde gegen das gleiche Gesetz, allerdings einen anderen Artikel, verstoßen. Die Strafe sei ähnlich.

"Ich will nicht ins Gefängnis wandern" – TV-Moderator Andrei Norkin

Er wolle nicht ins Gefängnis wandern, so der Anchor. "Also werden wir uns nun einen Beitrag ansehen und dann werde ich an unsere geschätzten Experten übergeben", so Norkin abschließend. 

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