Klage gegen Klinik

Wienerin lag 1 Woche mit Aneurysma im Spital – tot!

Anna T. (74) wurde mit einem Hirn-Aneurysma in die Klinik Landstraße eingeliefert, sieben Tage später war sie tot. Die Familie erhebt nun Vorwürfe.

Wien Heute
Wienerin lag 1 Woche mit Aneurysma im Spital – tot!
Tochter Angelika L. (Symbolbild) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Klinik Landstraße.
Denise Auer, iStock/Getty

Seit dem 9. November 2022 ist Erwin T. (75) ein gebrochener Mann: Seine große Liebe, Anna (74), starb, nachdem ein Hirn-Aneurysma geplatzt war: "Die beiden waren über 50 Jahre verheiratet, es war eine richtige Jugendliebe. Sie waren ihr ganzes Leben zusammen, immer eine Einheit", erzählt Tochter Angelika L. (alle Namen geändert) im Gespräch mit "Heute".

Bis heute kommt der Witwer nicht über den plötzlichen Tod seiner Anna hinweg: "Er hat geglaubt, sie kommt nach dem Spital wieder nach Hause. Er hat Holz gehackt, damit er ein Feuer für sie machen kann", berichtet Angelika L. (51). 

CT zeigte großes Hirn-Aneurysma

Doch die geliebte Frau und Mutter kam nicht mehr nach Hause: Denn Anna T. – eine ehemalige Krankenschwester – starb eine Woche, nachdem sie in der Klinik Landstraße mit einem großen Hirn-Aneurysma aufgenommen wurde. Witwer und Tochter erheben schwere Vorwürfe gegen das Wigev-Spital, Erwin T. – vertreten von Top-Anwalt Johannes Bügler – hat zudem eine Klage auf 17.000 Euro Trauerschmerzengeld eingereicht.

Ein Vorwurf lautet, dass die Behandlung von Anna T. nicht "lege artis" (also nach allen Regeln der ärztlichen Kunst) erfolgt ist. Die 74-Jährige hatte aufgrund einer anstehenden Hüft-OP am 28. Oktober 2022 in einem Röntgeninstitut ein CT des Schädels durchführen lassen. Dabei wurde ein etwa 17 mm großes Aneurysma (Aussackung eines Blutgefäßes, die sich aufgrund einer Schwächung der Gefäßwand entwickelt, Anm.) festgestellt. Daraufhin wurde Anna T. dringend geraten, sofort ein Spital aufzusuchen.

Der Gesundheitszustand meiner Mutter hatte sich aber sehr verschlechtert, sie war schwindelig, hatte Sehstörungen und Probleme beim Gehen
Angelika L.
Tochter von Anna T.

Tochter Angelika L. begleitete ihre Mutter noch am gleichen Tag in die Klinik Landstraße, doch die 74-Jährige wurde – trotz mehrfacher Hinweise auf das große Aneurysma – nicht stationär aufgenommen. Stattdessen wurde nur eine Befundbesprechung für den 31. Oktober vereinbart – diese fand jedoch ebenfalls nicht statt. Es wurde lediglich telefonisch eine Aufnahme für den 15. November vereinbart. 

"Der Gesundheitszustand meiner Mutter hatte sich aber sehr verschlechtert, sie war schwindelig, hatte Sehstörungen und Probleme beim Gehen", meint Angelika L. Da Anna T. am Telefon sehr aufgebracht und verzweifelt war, wurde schließlich eine Aufnahme für den 7. November zugesagt.

Erstversorgungsambulanz Klinik Landstraße

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    Neos-Gesundheitssprecher Stefan Gara
    Neos-Gesundheitssprecher Stefan Gara
    Denise Auer

    Am 1. November mit der Rettung ins Spital

    Doch es kam anders: Am 1. November ging es Anna T. so schlecht, dass sie mit der Rettung in die Klinik Landstraße eingeliefert werden musste: "Sie hatte eine Natriumentgleisung, 175 Blutdruck, Druck auf der Brust und große Angst. Es wurde uns für den nächsten Tag eine Angiografie (radiologische Darstellung von Blutgefäßen, Anm.) zugesagt", erinnert sich die 51-Jährige.

    Die so wichtige Untersuchung wurde immer wieder verschoben, fand erst am 7. November statt: "In dieser einen Woche ist meine Mutter körperlich komplett verfallen. Zusätzlich hatte sie auch noch starke Schmerzen wegen ihrer Hüfte", erzählt Angelika L., selbst seit Jahrzehnten im Pflegebereich tätig.

    Von der Station hieß es dann lapidar: 'Ihre Mutter musste reanimiert werden. Sie liegt jetzt auf der Intensivstation'
    Angelika L.
    über die Reanimation ihrer Mutter

    Um 5.30 Uhr Früh am nächsten Tag hörten sich Mutter und Tochter noch telefonisch: "Sie war froh, dass die Nacht vorüber war. Sie meinte, sie hat schon so große Schmerzen." Zwei Stunden später versuchte Angelika L. erneut, ihre Mutter zu erreichen: "Sie hat aber nicht reagiert."

    Die 51-Jährige machte sich große Sorgen, rief um 10 Uhr schließlich auf der Station an: "Dort hieß es dann lapidar: 'Ihre Mutter musste reanimiert werden. Sie liegt jetzt auf der Intensivstation.' Als ich dann auf der Intensiv angerufen habe, erklärte man mir, dass sie es übersehen haben, mich zu verständigen."

    Aneurysma platzte, 74-Jährige lag im Sterben

    Gemeinsam mit ihrem Vater eilte Angelika L. in die Klinik Landstraße: "Meine Mama hing an der Beatmungsmaschine. Mein Vater war völlig fertig, er konnte kaum atmen, hat am ganzen Leib gezittert. Trotzdem wurden wir in dieser Situation völlig allein gelassen", kritisiert die Wienerin.

    Da das Aneurysma geplatzt und der Hirnstamm geflutet war, erkannte Angelika L., dass ihre Mutter im Sterben lag: "Sie hat schon früher zu mir gesagt: Ich verlass mich drauf. Wenn was ist, dass du den Stecker ziehst."

    In 30 Jahren habe ich so nie gearbeitet. Das ist doch keine Art und Weise, wie man mit Menschen umgeht
    Angelika L.
    über die (fehlende) Betreuung im Spital

    Am 9. November verabschiedete sich die Familie von Anna T., Angelika L. blieb bis zum letzten Atemzug in der Klinik: "Ich bin dort gesessen, alles wurde mir überlassen. Nur eine einzige Pflegekraft hat kurz mit mir geredet. Nach ein paar Stunden habe ich am Monitor gesehen, dass das jetzt die letzten Minuten sind. Dann war die Null-Linie, und sie haben gemeint, dass ich jetzt rausgehen soll."

    Menschlichkeit, Wärme oder Empathie? – Fehlanzeige: "In 30 Jahren habe ich so nie gearbeitet. Das ist doch keine Art und Weise, wie man mit Menschen umgeht. Und dann noch diese absolute Nicht-Kommunikation – keine Befundbesprechung oder wie weiter vorgegangen wird", meint Angelika L., die aus Versehen auch noch vom Handy der Toten angerufen wurde: "Jemand von der Depositenstelle hatte sich verdrückt und dann gleich wieder aufgelegt – ohne sich zu entschuldigen oder mir zu erklären, was passiert ist."

    Top-Anwalt Johannes Bügler vertritt den Witwer von Anna T.
    Top-Anwalt Johannes Bügler vertritt den Witwer von Anna T.
    zVg
    Weil die beklagte Partei mit der Aufnahme der Verstorbenen mehr als eine Woche gewartet hat, ist das Aneurysma ohne operiert worden zu sein im Spital geplatzt, die Patientin musste deshalb sterben
    Johannes Bügler
    Top-Anwalt

    "Wir wollen mit der Klage aufzeigen, dass das so einfach nicht geht", erklärt Angelika L. Auch für Top-Anwalt Johannes Bügler steht fest: "Trotz klarem CT-Befunds, welcher ein großes Aneurysma zeigte, und der dringenden Empfehlung, Sofortmaßnahmen einzuleiten, war das Spital der beklagten Partei nicht bereit, die Verstorbene aufzunehmen."

    "Der Ehemann der leider Verstorbenen geht davon aus, dass – weil die beklagte Partei mit der Aufnahme der Verstorbenen mehr als eine Woche gewartet hat und das Aneurysma ohne operiert worden zu sein im Spital geplatzt ist – seine Frau sterben musste. Und, dass bei sofortiger stationären Aufnahme deren Tod durch eine Operation leicht verhindert werden hätte können. Wir werden im vorliegenden Fall der Frage, warum der Patientin eine sofortige Aufnahme und Operation verweigert wurde, sehr genau auf den Grund gehen", so Bügler weiter.

    Behandlung erfolgte laut Klinik "lege artis"

    "Heute" fragte zudem bei der Klinik Landstraße (Wigev) um eine Stellungnahme an: "Die Betreuung von Frau T. in der Klinik Landstraße erfolgte 'lege artis' unter Einhaltung der geltenden medizinischen Standards. Wir bedauern, dass die Angehörigen von Frau T. die Kommunikation als mangelhaft und empathielos empfunden haben. Das war nicht unsere Absicht. Im Hinblick auf den laufenden Prozess bei der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft möchten wir uns aber nicht weiter zu dem Fall äußern", heißt es darin.

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      Denise Auer

      Auf den Punkt gebracht

      • Die 74-jährige Anna T.wurde mit einem Hirn-Aneurysma in die Klinik Landstraße eingeliefert und verstarb sieben Tage später
      • Ihre Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen das Spital und hat eine Klage auf 17.000 Euro eingereicht, da sie glauben, dass eine sofortige stationäre Aufnahme und Operation den Tod hätte verhindern können
      • Die Klinik Landstraße behauptet jedoch, dass die Behandlung von Frau T "lege artis" erfolgt sei und bedauert lediglich die mangelhafte Kommunikation mit den Angehörigen
      red
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