Wien
Wienerin gibt falschen Polizisten eine Million Euro
Ihr gesamtes Vermögen verloren eine 82-Jährige und weitere Opfer in Wien an "falsche Polizisten". Der Schaden beträgt über 1,4 Millionen Euro.
Während die "Paten von Izmir", die hinter den Anrufen stecken, in ihrer türkischen Heimat im absoluten Luxus leben, haben ihre zahlreichen Opfer wirklich alles verloren: Im vergangenen Oktober legte eine 82-Jährige ihr gesamtes Vermögen in Form von Bargeld, Schmuck und Goldmünzen im Wert von einer Million Euro in die Hände eines Clan-Mitglieds, das gemeinsam mit zwei Komplizen am Freitag in Wien vor Gericht steht.
So läuft der perfide Betrug ab
Die Masche der Profi-Betrüger ist ebenso einfach, wie erfolgreich: "Wir haben bei Ihnen in der Gegend gefährlichen Einbrecher gefasst und eine Liste mit ihrem Namen sichergestellt. Da steht, dass Sie viel Bargeld und Gold zu Hause haben", erklärten die Hintermänner nachdrücklich und in perfektem Deutsch. Die Rufnummern der Anrufer werden technisch verändert, wirken dadurch täuschend echt und sind gleichzeitig kaum rückverfolgbar. Ermittler, die gleich zur Wohnadresse der Opfer kämen, würden die Wertsachen zur "sicheren Verwahrung" übernehmen, heißt es.
Dann kommen die von den Bossen angeheuerten Abholer ins Spiel, die sich alleine oder zu zweit vor Ort als Zivil-Polizisten ausgeben – inklusive gefälschter Dienstausweise. Sie sammeln vor den Wohnungen dann Bargeld, Schmuck und Gold der gutgläubigen Opfer ein, verschwinden und kassieren dafür rund 2.000 Euro.
Ältestes Opfer ist 97 Jahre alt
In Wien und Niederösterreich sollen drei Männer (22, 25, 30) zumindest sieben alte Frauen im Alter zwischen 73 und 97 Jahren eiskalt abgezogen haben. Besonders perfide: Das 97-jährige Opfer ließen sie extra mit dem Taxi zu ihrem Bankschließfach und zurück fahren. Noch im Stiegenhaus übergab die Dame laut Anklage insgesamt 400 Golddukaten, sowie ein goldenes Kreuz im Wert von 200.000 Euro.
Die Beute wird anschließend in die Türkei eingeführt, wo die Bestimmungen für Gold und Bargeld aufgrund der schlechten Wirtschaftslage im Land sehr lasch sind. Zahlreiche Hintermänner konnten so über Jahre unfassbaren Reichtum anhäufen, die länderübergreifenden Ermittlungen verlaufen im Ferienort Izmir nicht selten im Sand.
Auftragstäter teilweise nicht verfolgt
In Sozialen Netzwerken prahlen die "Paten", die goldgeschmückte Call-Center in verglasten Bürotürmen betreiben und Luxus-Immobilien und Unternehmen kaufen, mit ihrem Geld. Trotzdem sind beim morgigen Prozess einige der Auftraggeber den Behörden bisher noch nicht bekannt.
"Polizisten würden nie Geld oder Wertgegenstände entgegennehmen", warnt indes die echte Polizei.
Verdächtige kassierten auch noch AMS-Geld
Den drei falschen Polizisten drohen nun wegen schweren Betrugs jeweils lange Haftstrafen. Anwalt Niki Rast verteidigt den 25-jährigen Haupttäter beim Prozess. Besonders dreist: Zwei der drei Kosovaren kassierten zudem in Österreich auch noch 1.400 Euro Sozialhilfe pro Monat ein! "Es gibt nicht viel zu verteidigen", meint der Jurist. Sein Mandant wird wohl gestehen. Es gilt die Unschuldsvermutung.