Wien
Mama ließ Wienerin nicht malen, nun ist sie Künstlerin
Trotz ihrer Beeinträchtigung ist Bettina Onderka eine erfolgreiche Künstlerin. In ihrer Kindheit erfuhr sie jedoch Ablehnung, Demütigung und Gewalt.
Ob sie uns zeigen könne, wie sie malt, fragten wir Künstlerin Bettina Onderka beim Besuch in ihrem kleinen "Atelier". "Nein, die Grundierung muss jetzt trocknen", erklärte sie und grinste. Sagen lässt sich die 60-jährige von niemandem mehr etwas. Sie weiß, was sie kann und hat ihr Selbstbewusstsein gefunden. Doch der Weg dorthin war weit.
"Das Zeichnen wurde mir verboten"
Onderkas Vater starb früh, die Mutter habe sich nicht um ihre Tochter gesorgt, erinnert sie sich. Mit nur zwei Monaten kam das Mädchen ins Heim – und verbrachte dort zwanzig Jahre. "Sie waren nicht gut zu mir." Bettina Onderka wurde mit einer geistigen Behinderung geboren, leidet an einer zerebralen Krankheit. "Im Heim wurde ich geschlagen, bis heute sieht man die Narben", sagt sie und zeigt auf ihr Kinn. "Was dort passiert ist, kann ich nicht vergessen."
Aber nicht nur die körperlichen Übergriffe machten der Wienerin zu schaffen. Denn schon in der Kindheit liebte sie die Kunst. "Ich wollte immer Zeichnen. Aber es wurde mir verboten", erzählt sie. "Man hat nicht akzeptiert, was ich kann und was ich nicht kann. Ich hatte keinen Zugang zur Malerei, sie haben mich nicht gelassen. Damals war ich nicht so stark wie jetzt. Immer hieß es: 'Das ist nichts für dich!' Sie sagten, malen würden nur Kinder und keine Erwachsenen."
"Malen beruhigt die Nerven"
Erst nach dem Auszug aus dem Heim begann Onderka, ihrer Leidenschaft nachzugehen. In Mangel an Unterstützung brachte sie sich Techniken selbst bei, übte täglich an ihrem Schreibtisch und wurde immer besser. Heute arbeitet die Pensionistin in einer Tagesstätte des Vereins "Balance – Leben ohne Barrieren" in Meidling, wo sie ihre Kunstwerke schafft. "Es macht mir so Spaß, es ist meine Lieblingsbeschäftigung", strahlt sie. "Malen ist pädagogische Arbeit. Es beruhigt die Nerven."
Am liebsten male sie Tiere und Menschen, aber auch Abstraktes oder geometrische Formen – Acryl oder Aquarell. "Meine Ideen habe ich immer im Kopf gespeichert", sagt sie. In der Tagesstruktur ist begeistert von Onderka: "Wir sind wirklich stolz auf sie", strahlt Betreuerin Martina Eder. "Es ist wichtig, dass Künstler mit Einschränkungen die Möglichkeit bekommen, künstlerisch zu arbeiten. Wir bieten den Platz und die Unterstützung an, aber es braucht mehr Öffentlichkeit, mehr inklusive Ausstellungen und keine Trennung mehr."
Siebter Preis bei Kunstwettbewerb
"Früher haben sie kein Vertrauen gehabt und nicht geglaubt das ich das kann, aber hier sind sie stolz auf mich", freut sich auch die Protagonistin, die niemand geringeren als Friedensreich Hundertwasser zu ihren Vorbildern zählt, und lacht: "Ich hab sogar schon einen Fan." Beim inklusiven Kunstwettbewerb des Vereins "voi fesch" erreichte Onderka den siebten Platz. Sie ist glücklich mit dem, was sie schon erreicht hat: "Ich bestimmt mein Leben selbst und bin froh, dass mich die Leute endlich akzeptieren!" Die Bilder der Künstlerin sind ab 200 Euro erhältlich, mehr Informationen auf www.balance.at