Wien
Wienerin (58): "Ich war Mama von 150 Kindern"
Seit 28 Jahren kümmert sich Christine Baidinger (58) als Krisenpflegemama um Kleinkinder. Nun bekommen sie und alle anderen dafür mehr Geld.
Streitereien, Überforderung, Gewalt: Es gibt viele Gründe, warum Kinder für eine Zeit ihre eigene Familie verlassen müssen. Hilfe und Unterstützung bekommen sie bei den Einrichtungen der Stadt Wien und bei den Wiener Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern. Um diese bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen, reformiert die Stadt nun das Anstellungsmodell.
Davon profitiert auch Christine Baidinger. Seit 28 Jahren engagiert sie sich als Krisenpflegemama. Bisher hat die 58-Jährige rund 150 Kinder im Alter von null bis drei Jahren betreut. An sich ist die Betreuung der Krisenpflege auf eine Zeit von acht bis zwölf Wochen ausgelegt. Nicht immer kann diese First aber behalten werden. "Zwei Kinder blieben als Dauerkinder bei mir, ich habe sie großgezogen", erzählt sie stolz gegenüber "Heute". Die Aufgabe sei zwar oft anstrengend, aber lohnend. "Ich denke, Krisenpflege ist nur etwas, wenn der eigene Kinderwunsch abgeschlossen ist. Wenn man aber eine Leidenschaft für Kinder hat, kann man diese als Krisenpflegemutter voll ausleben".
"Neues Gehalt macht Arbeit als Krisenpflegemama leistbar"
Dass die Stadt nun die Bezahlung des Anstellungsmodells erhöht, ist für sie eine große finanzielle Erleichterung. "Seit 2017 bin ich beim großen Anstellungsmodell dabei. Dafür bekam ich zunächst 1.190 Euro, dann 1.300 Euro netto pro Monat. Dafür war es aber verpflichtend, zumindest ein zweites Kind aufzunehmen", erinnert sich Frau Baidinger.
Beim neuen Anstellungsmodell verdiene sie künftig 1.500 Euro netto pro Monat und bekomme das Krisenkindergeld von rund 1.000 Euro netto dazu. Die Aufnahme weiterer Kinder ist nun freiwillig, pro Kind kommen bald 500 Euro pro Monat dazu. "Das bietet deutlich mehr Flexibilität und macht die Betreuung von Krisenkindern leistbar", so die Wienerin.
"Manchmal zerreißt es einem das Herz, aber das ist es wert"
Ihren Job als Kundenbetreuerin hat sie für "ihre" Kinder an den Nagel gehängt. Ihr Ehemann hat sich ebenfalls für eine Anstellung als Krisenpflegepapa entschieden, gemeinsam versorgen sie derzeit vier Kinder. "Das ist schon sehr zeitaufwändig. Eines unserer Kinder musste vor kurzem operiert werden, da war viel Betreuung nötig", so die Krisenpflegemama. Dennoch ist sie mit ihrer Entscheidung glücklich und hofft, dass sich auch andere Krisenpflegeeltern bei der Stadt melden. "Wenn das Kind dann wieder geht, zerreisst es einem zwar das Herz. Aber einen Beitrag dazu zu leisten, den Kindern auf dem Weg in ein neues Leben zu ermöglichen, ist es wert", betont sie.