Österreich-News

Wienerin (56) ist seit neun Jahren beim AMS gemeldet

Karin W. ist eine von Tausenden Langzeitarbeitslosen. Seit Jahren findet die Wienerin keinen Job: "Die Arbeitssuche ab 50 ist einfach zu schwer."

Amra Duric
Teilen
Im Video-Interview erzählt Karin W. von ihrer Jobsuche. "Man könnte mit meinen Bewerbungen mehr als ein Buch füllen."
Im Video-Interview erzählt Karin W. von ihrer Jobsuche. "Man könnte mit meinen Bewerbungen mehr als ein Buch füllen."
Sophie Mostögl

Die Langzeitarbeitslosigkeit in Österreich boomt weiterhin: Ende September waren von rund 338.500 Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern insgesamt 120.500 als Langzeitbeschäftigungslose gemeldet. Eine davon ist Karin W. "Ich bin seit neun Jahren arbeitslos", erzählt die 56-Jährige im Gespräch mit "Heute".

Jahrelang arbeitete die Wienerin als Abteilungsleiterin in einem Lebensmittelgeschäft. Nach dem Jobverlust bewarb sie sich laufend, fand jedoch bis heute keine neue Stelle. "Ich habe immer wieder nach Jobs gesucht und auch diverse Kurse beim AMS belegt, aber sobald man über 50 ist, ist das bei der Arbeitssuche ein großes Handicap."

Absage wegen Alter

In den vergangenen neun Jahren hat Karin W. nach eigener Aussage "genug" Bewerbungen geschrieben. "Man könnte mehr als ein Buch damit füllen. Manche Firmen waren ehrlich und haben mir gesagt, dass sie mich aufgrund meines Alters nicht einstellen wollen. Das habe ich auch zur Kenntnis genommen. Von den meisten Firmen habe ich aber gar keine Rückmeldung bekommen." 

"Ich habe immer wieder nach Jobs gesucht und auch diverse Kurse beim AMS belegt, aber sobald man über 50 ist, ist das bei der Arbeitssuche ein großes Handicap."

Derzeit hilft die Wienerin im Volkshilfe-Shop in der Berggase (Alsergrund) als Transitarbeitskraft aus. Im Zuge eines Beschäftigungsprojektes ist sie dort noch bis Dezember tätig. Bei einem passenden Jobangebot kann sie allerdings sofort im Shop aufhören. "Ich würde gerne Vollzeit arbeiten, weil meine Kinder bereits groß sind. Am liebsten würde ich im Verkauf arbeiten, weil mir der Kontakt zu den Kunden sehr gefällt," wünscht sich Karin.

Auch in ihrem Umfeld ist Arbeitslosigkeit ein großes Thema. "Ein Bekannter von mir ist 25 und findet trotz guter Schulnoten keinen Job. Sobald man eine kleine Lücke im Lebenslauf hat, ist es umso schwieriger einen passenden Job zu finden. Ich finde das schon traurig."

Frauen besonders betroffen

Ella Rosenberger, Leiterin der Volkshilfe Wien, will mit der Arbeit in den Second-Hand-Shops nicht nur dem Gewand, sondern auch Langzeitarbeitslosen eine zweite Chance geben. "In der Berggasse sind drei bis vier Langzeitarbeitslose beschäftigt. Wir versuchen auch innerhalb der Shops in Wien zu wechseln, damit man eine breite Palette an Verkaufsmöglichkeiten kennenlernt," erzählt sie im Gespräch mit "Heute"

Von Langzeitarbeitslosigkeit sind, laut Rosenberger, besonders Frauen über 50 betroffen. "Weil es für sie total schwierig ist, nach der Kinderbetreuung und Kindererziehung wieder einzusteigen. Aber auch Personen mit Migrationshintergrund und junge Erwachsene, die eine Lücke im Lebenslauf haben, tun sich sehr schwer." Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) will "2022 mehr als 500 Millionen Euro bereitstellen, um Langzeitarbeitslose beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen."

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock