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Wiener verschickt 200 Bewerbungen, bekommt keinen Job
Für arbeitslose Menschen über 50 Jahren ist der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt besonders schwer. Wiener Jan spürt dies tagtäglich.
„"Bei den über 200 Bewerbungen, die ich bisher sicher geschrieben habe, hatte ich etwa drei Bewerbungsgespräche."“
Zu einem Vorstellungsgespräch wird Jan nur selten eingeladen. "Wenn überhaupt etwas zurückkommt, sind es meistens diese typischen Schimmelbriefe. Die klassische Vorlage für eine Absage. Da heißt es dann: Aufgrund der Bewerber kommen Sie leider nicht in Frage. Ihr Lebenslauf entspricht unseren Kriterien, aber es gibt Bewerber, die noch näher am geforderten Profil dran sind."
Teuerungen machen Wiener zu schaffen
Kommt es dann doch zu einem persönlichen Gespräch, spürt Jan schnell, dass sein Alter für Arbeitgeber:innen ein Problem darstellt. "Bei den über 200 Bewerbungen, die ich bisher sicher geschrieben habe, hatte ich etwa drei Bewerbungsgespräche. Man schaut dort auf das Geburtsdatum und geht dann gleich in die Rundablage", berichtet der 56-Jährige.
Derzeit ist Jan als Transitarbeitskraft in einem Second-Hand-Shop der Wiener Volkshilfe beschäftigt. "Ich würde sehr gerne wieder im Frontdesk-Bereich, beziehungsweise Facility Management, zwischen 30 und 35 Stunden arbeiten." Neben den erfolglosen Bewerbungen setzen dem Wiener auch die derzeitigen Teuerungen zu. "Ich spüre es sehr. Vor allem bei den Energiepreisen. Es ist jetzt eine Rechnung auf mich zugekommen, wo es mir die Schuhe ausgezogen hat."
Restaurantbesuche "fast undenkbar"
Vor der Erhöhung betrug Jans Energierechnung 54 Euro monatlich. "Jetzt bin ich bei 116 Euro. Man muss wirklich schauen, wo man das Geld hernimmt." Um seine Ausgaben zu reduzieren, überlegt der Wiener nun sein Auto abzumelden. "Es wird langsam schwierig. Die Spritpreise sind auch nicht günstig. Ich mache laufend Abstriche. Früher war ich öfter im Lokal etwas essen, das ist mittlerweile fast undenkbar."
„"Jemand, der 40 Stunden arbeiten geht, ist heutzutage armutsgefährdet. Besonders, wenn man eine Familie zu versorgen hat."“
Laut dem Wiener gehören die Gehälter und Löhne angehoben. "Der Nettolohn, also das was ins Börserl geht, ist einfach zu niedrig. Jemand, der 40 Stunden arbeiten geht, ist heutzutage armutsgefährdet. Besonders, wenn man eine Familie zu versorgen hat."
Von Arbeitgeber:innen wünscht sich der 56-Jährige, "dass man mehr zu Gesprächen eingeladen wird und die Chance bekommt, sich persönlich vorzustellen und nicht nur als digitaler Lebenslauf gesehen wird." Hilfe bei der Suche nach einer Arbeitsstelle bekommt Jan vom sozialökonomischen Betrieb SÖB der Volkshilfe Wien und dem AMS Wien. Menschen, die beim AMS Arbeit suchend gemeldet sind und Unterstützung bei der Arbeitssuche benötigen, können sich an die Stelle wenden.