Im Körper nachweisbar
Wiener Studie zeigt neue Nebenwirkung von Fertigessen
Beim Verzehr von Fertigessen verzehrt man deutlich mehr Mikroplastik als bei frischen Speisen. Aber nicht die Plastikverpackung ist das Problem...
Wer keine Zeit oder keine Lust zum Kochen hat, dem bleiben nur drei Optionen: Bestellen, fasten oder was Schnelles aus der Packung. Letzteres sollte die Ausnahme sein, denn gesund sind Fertigprodukte nicht gerade. Sie enthalten zu viel Fett, Salz und Zucker. Außerdem künstliche Zusatzstoffe um Farbe, Geschmack, Konsistenz und Textur zu verändern oder die Haltbarkeit zu verlängern. Es gibt handfeste Beweise dafür, dass der Verzehr von extrem verarbeiteten Lebensmitteln mit einem erhöhten Risiko für negative Gesundheitsfolgen verbunden ist, darunter Übergewicht, Diabetes, Krebs, psychische Erkrankungen und früherer Tod. Ultrahochverarbeitete Lebensmittel sind zuckerhaltige Cerealien, Getränke, Fertigmahlzeiten und andere Lebensmittel, die industriell stark verarbeitet werden.
Wir eine neue Studie zeigt, konsumiert man beim Verzehr von Fertiggerichten und stark verarbeiteten Lebensmitteln deutlich mehr Mikroplastik, als bei frisch zubereiteten Speisen. Die Plastikverpackung oder das Plastikbesteck spielt keine so große Rolle, wie man meinen möchte.
Mikroplastik und Nanoplastik
Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar. In die Nahrungskette gelangt Mikroplastik etwa aus Verpackungsabfall. Dem Österreichischen Umweltbundesamt zufolge trägt Reifenabrieb am meisten zur Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt bei, gefolgt von Abfallentsorgung und Textilwäsche.
Es wurde bereits nachgewiesen, dass Mikroplastik von Meerestieren wie Fischen, Muscheln und Garnelen mit Plankton verwechselt und dieses als Nahrung aufgenommen wird. Durch den Verzehr von Meerestieren landet das Plastik im menschlichen Körper und wird ins Abwasser ausgeschieden. In Kläranlagen wird zwar das Abwasser von Mikroplastik befreit, allerdings gelangt es bei der Verwendung von Klärschlamm als Dünger in die Böden.
Alles was kleiner als 0,001 Millimeter ist, wird als Nanoplastik definiert und ist für das menschliche Auge unsichtbar.
Für die Studie sollten 15 Menschen (aus Wien und Umgebung im Alter von 24 bis 43 Jahren) ihre Ernährung, also Koch- und Essgewohnheiten, für zwei Wochen auf spezielle Weise ändern. Sie sollten teils Gerichte verzehren, die mit so viel Plastik wie möglich in Berührung gekommen sind, also etwa in Kunststofffolie verpackt und mit Plastik-Küchenutensilien zubereitet wurden. Im Anschluss sollten sie für ein paar Tage genau das Gegenteil tun. Also Essen verzehren, das möglichst keinen Kontakt mit Plastik hatte. Das beinhaltete auch das Kochwerkzeug. Über alles war Tagebuch zu führen und Stuhlproben an das Umweltbundesamt abzugeben.
Mikroplastik im Stuhl
Die Analyse der Stuhlprobe zeigte im Durchschnitt stets drei bis vier Mikroplastikpartikel pro Gramm Stuhl. Am häufigsten aus Polyethylen (PE) und PET. "PE ist die weltweit am häufigsten eingesetzte Kunststoffart und wird insbesondere für Lebensmittelverpackungen verwendet", so Christina Hartmann vom Umweltbundesamt gegenüber der APA: "Auch PET wird für Lebensmittelverpackungen und viele andere Konsumprodukte wie Textilien eingesetzt."
Verarbeitungsgrad emtscheidend
"Ein signifikanter Unterschied zwischen plastikbevorzugender und plastikvermeidender Ernährung konnte nicht eindeutig festgestellt werden", so die Experten: "Allerdings zeigte sich, dass der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel eine relevante Rolle spielt". Denn je stärker die verzehrten Lebensmittel verarbeitet waren, desto höher war der Plastikanteil im Kot. Eine größer angelegte Studie solle nun die eindeutigen Zusammenhänge zwischen dem Verarbeitungsgrad der Lebensmittel auf die Mikroplastik-Aufnahme klären.
Auf den Punkt gebracht
- Eine neue Studie zeigt, dass der Verzehr von Fertiggerichten und stark verarbeiteten Lebensmitteln zu einer höheren Aufnahme von Mikroplastik im Körper führt, unabhängig davon, ob das Essen mit Plastik in Berührung kommt
- Der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel spielt dabei eine entscheidende Rolle: Je stärker verarbeitet die Lebensmittel sind, desto höher ist der Mikroplastikanteil im Stuhl