Wien
Wiener Partyaufpasser führten bisher rund 600 Gespräche
Seit vergangenem Wochenende sind die "Awareness-Teams" der Stadt unterwegs, um für Ruhe zu sorgen. Die erste Bilanz fällt für die Stadt positiv aus.
Am vergangenen Samstag zogen die "Awareness-Teams" der IG Club-Kultur im Auftrag der Stadt erstmals aus, wir haben berichtet. Seither führten die Mitarbeiter am Donaukanal und im Resselpark rund 600 Gespräche mit feiernden Jugendlichen. Heute, Montag, zog Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) eine erste, positive Bilanz.
Auch Anne Hampp, Teil des Awareness-Teams, zeigt sich zufrieden: "Wir haben ein sehr gutes erstes Wochenende hinter uns und haben von unseren Gesprächspartnerinnen und -partnern viele positive Rückmeldungen zu unserer Arbeit bekommen. Der grundsätzliche Tenor in den Gesprächen war, dass solche Eskalationen wie am Wochenende davor zu vermeiden sind. Denn alle sind interessiert an einer achtsamen gemeinsamen Nutzung des öffentlichen Raums. Es gab auch Anrufe unter der Awareness-Nummer mit der Bitte um Support. So konnten wir u.a. bei einem Rettungseinsatz im Kontext einer Alkoholvergiftung zwischen Jugendlichen, Freundeskreis, Polizei und Rettung vermitteln".
Die A-Teams sind Folge eines Runden Tischs zwischen Polizei, Jugend- und Szenevertretern, zu dem Wiederkehr nach der temporären Platzsperre durch die Polizei im Resselpark geladen hatte. Die Awareness-Teams bestehen aus Personen unterschiedlichen Alters mit Erfahrung im Bereich Clubkultur und Awareness-Arbeit sowie Ausbildungen im Bereich Sozialarbeit, Vermittlungsarbeit und Pädagogik. Ausgestattet mit unterschiedlichen Materialien wie Müllsäcken, FFP2-Masken, Desinfektionsmittel sowie Erste-Hilfe-Koffer gehen sie aktiv auf Personengruppen zu und schaffen das Bewusstsein, dass Verantwortlichkeiten mit der Nutzung öffentlicher Räume verbunden sind. Unter der Awareness-Nummer 0677/64100205 können die Teams auch aktiv angefordert werden.
A-Team schreitet bei Lärm, Verschmutzung und Gewalt ein
Eingeschritten wird nach Einschätzung des Teams zum Beispiel bei grober Verschmutzung, Lärmbelästigung, Diskriminierung oder Gewaltausschreitungen. Dabei tausche man sich eng mit anderen Organisationen wie Streetworkern aus. Zudem besteht ein Austausch mit der Polizei. Ab nächstem Wochenende werden die Teams zudem mit erkennbaren Lastenfahrrädern unterwegs sein und je nach Situation auch Warnwesten tragen, um sichtbarer zu sein. Die Teams sollen eine niederschwellige Anlaufstelle sein, die Awareness-Nummer ist auch über WhatsApp, Signal und Telegram erreichbar.
"Wir haben uns als Stadt dazu entschieden, mit dem Einsatz der Awareness-Teams im öffentlichen Raum bei Konfliktsituationen deeskalierend zu wirken. Denn klar ist, solange die Nachtgastronomie nicht wieder öffnet – ohne Sperrstunde und ohne fixe Zuteilung der Sitzplätze – nutzen junge Menschen vermehrt den öffentlichen Raum, um zu tanzen und zu feiern", so Wiederkehr.
Einmal mehr appelliert er an die Bundesregierung, die Öffnung der Nacht-Gastro zu ermöglichen. "Es ist jetzt an der Zeit, den jungen Menschen endlich ihr gewohntes Leben wieder zurückzugeben! Sie brauchen klare Perspektiven und sie brauchen Orte, wo sie feiern können. Ich appelliere an den Bund, endlich einen konkreten Öffnungsplan für die Nachtgastronomie und Clubkultur vorzulegen und entsprechende Sicherheitskonzepte liegen bereits am Tisch". Bis es soweit sei, kümmere sich die Stadt darum, zwischen Polizei und jungen Menschen zu vermitteln, betont Wiederkehr.