Wien

Wiener Museum verlässt Weltkriegsbunker nach 45 Jahren

In einem Luftschutzbunker in der Wiener Josefstadt hat das Volkskundemuseum 45 Jahre lang seine "Schätze" aufbewahrt. Nun werden sie umgesiedelt.

Heute Redaktion
Hinter der grauen Tür geht es hinab in den Bunker zu den Schätzen des Museums - die nun umgesiedelt werden
Hinter der grauen Tür geht es hinab in den Bunker zu den Schätzen des Museums - die nun umgesiedelt werden
Volkskundemseum Gesine Stern

Nach einem knappen halben Jahrhundert räumt das Wiener Volkskundemuseum sein Bunkerdepot in der Josefstadt. Die 300.000 Objekte werden, bevor sie umziehen, digitalisiert, wie der ORF schrieb – und mit zwingend sauberer Handschrift teilweise neu beschriftet und kategorisiert.

Angefangen hatte alles 1978 – damals stand gerade neunzehn Wochen lang "By the Rivers ob Babylon" auf dem ersten Platz der österreichischen Charts. So lange ist das schon her! Damals zog die Sammlung des Volkskundemuseums in den Bunker ein. Der Bunker selbst war 1940 während des Zweiten Weltkrieges gebaut worden. Die öffentlichen Luftschutzbunker im Wiener Stadtgebiet hatten in der Regel eine Abmessung von rund 40 mal 20 Metern, die Schutzraumfläche betrug rund 760 Quadratmeter, so die Stadt Wien.

Gebaut wurden die Bunker zum Schutz der Bevölkerung als Reaktion auf die ersten Bombenangriffe der britischen Royal Air Force ab Juni 1940. Adolf Hitler (NSDAP) ordnete wenig später, im Herbst 1940, das sogenannte "Führer-Sofort-Programm" an. Danach wurden in mehreren Wellen in rund 100 Städten (zwölf in Österreich) Luftschutzeinrichtungen gebaut.

Sammlungsobjekte brauchen stabiles Klima und wenig Sonne

Worauf kommt es an bei der Lagerung von Ausstellungspobjekten aus Materialien wie Papier, Leder oder Stoff an? Auf ein stabiles, nicht zu feuchtes Raumklima. Manche Objekte reagieren auch sensibel auf UV-Licht, weshalb die meisten Archive in lichtgeschützten Kellern (oder Bunkern) untergebracht werden.

Manche Handschrift war so unsauber, dass die Museumsmitarbeiter heute sehr genau hinschauen müssen
Manche Handschrift war so unsauber, dass die Museumsmitarbeiter heute sehr genau hinschauen müssen
Volkskundemseum Gesine Stern

"Im Bereich der Sammlungspflege setzt sich immer mehr die so genannte Präventive Konservierung durch. Deren Ansatz ist es, die Umgebungsbedingungen in den Museen langfristig so zu gestalten, dass Schäden an den Objekten vorbeugend vermieden werden und in der Folge kostenintensive Restaurierungen ausbleiben. Das Motto lautet also: Vorbeugen ist besser!", informiert der Verbund österreichischer Museen auf seiner Seite.

Schimmel kann Wertgegstände unwiderbringlich zerstören

Und oft seien es nicht so sehr die großen Maßnahmen, sondern viele kleine praxisnahe Schritte, die zum Ziel führten. Zu erwähnen seien etwa die laufende Kontrolle des Raumklimas oder das Wissen um Sofortmaßnahmen bei Schimmelbefall, ohne deren Befolgung Objekte unwiederbringlich verloren sein können, wie der Museumsverbund warnt. Aus ebensolchen konservatorischen Erwägungen heraus werden die Objekte nun nach 45 Jahren umziehen. Und zwar ins Hauptdepot des Museums im Hafen Freudenau.

Lange Gänge: Damals Schutzraum für die Menschen, heute Schutzraum für die Museums-Artefakte
Lange Gänge: Damals Schutzraum für die Menschen, heute Schutzraum für die Museums-Artefakte
Volkskundemuseum/Gesine Stern

Vor dem Umzug werden die Objekte digital erfasst

Schon im April 2023 bereits wurde damit begonnen, die 300.000 Objekte zu digitalisieren – dafür gab es Fördergeld im Umfang von 300.000 Euro, so der ORF. Außerdem werden die Objekte neuen Kategorien zugeteilt. Dem Museum werden ständig Objekte angeboten: Die Annahme wird beschränkt. "Wir haben sehr viele Angebote, weil es gibt auch viele, die privat sammeln oder im Alter etwas erben", erklärte Museumsdirektor Matthias Beitl dem ORF.

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    Unter den Straßen Wiens sind über 15 Luftschutzbunker verborgen.
    Unter den Straßen Wiens sind über 15 Luftschutzbunker verborgen.
    Lukas Arnold

    Bei der neuen Beschriftung der Objekte müssen die Beschrifter nun eine astreine, saubere Handschrift haben – wer schmiert, darf nicht mitmachen. Damit wird sicher gegangen, dass die Museumsangestellten in weiteren 45 Jahren auch sicher noch lesen können, was auf einem Objekt eigentlich geschrieben steht.

     "Es ist furchtbar spannend, es lässt einen teilweise gar nicht los. Wir versuchen die Inventarnummer zu lesen, was teilweise schwer zu lesen ist. Und man muss dann eine Recherche machen: Ist das eine Acht oder eine Sechs oder doch eine Neun?", sagte die Restauratorin Monika Maislinger dem ORF. Auf Platz zwei der Charts stand 1978 übrigens "Das Lied der Schlümpfe".

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