Wien

Wiener Cafétier: "Zwei Euro mehr – das spürt keiner"

In einem Standard-Interview sagt Café Landtmann Betreiber Berndt Querfeld, der Preis von 6,80 Euro für seinen Kaffee sei nicht zu rechtfertigen.

Wien Heute
Berndt Querfeld betreibt erfolgreich das Café Landtmann, das seine Eltern 1976 übernommen haben. Zum 150-jährigen Bestehen gibt es seit kurzem eine Haltestelle am Burgtheater im Kaffeehausdesign.
Berndt Querfeld betreibt erfolgreich das Café Landtmann, das seine Eltern 1976 übernommen haben. Zum 150-jährigen Bestehen gibt es seit kurzem eine Haltestelle am Burgtheater im Kaffeehausdesign.
Helmut Graf

Seit 150 Jahren steht das Café Landtmann in der Wiener City am Burgring für Wiener Kaffeehauskultur. Das Café hat viele Fans und viel Tradition. Das Haus versteht sich als "Nobelschuppen". Da ist die Hemmschwelle für gepfefferte Preise in dem beliebten Haus ebenfalls nicht allzu hoch. Im "Standard" äußerte sich Café-Landtmann-Chef Berndt Querfeld auch zu Fragen der Preisgestaltung. 

Auf der Getränkekarte des Landtmann nämlich findet sich eine Wiener Melange (für Nicht-Wiener: langer Espresso und geschäumte Milch) für den Preis von 6,90 Euro. Auf die Frage, wie er diesen Preis rechtfertigen könne, antwortete Querfeld: "Unglaublich, oder? Der Kaffee rechtfertigt den Preis nicht, das kann der Kaffee nie. Wenn man sich an einem Feiertag ins Landtmann setzt, sich bedienen lässt, ein sauberes Tischtuch hat, einen kleinen Mokka trinkt und eineinhalb Stunden hier sitzt, was darf das kosten? Ein, zwei, drei, vier, fünf Euro? Oder zehn? Die andere Frage ist, was mir das wert ist."

"Preisgestaltung bedeutet zu fragen: Was ist es dem Gast wert?"

Nicht alle Gastronomen in der Wiener City finden eine solche Preisgestaltung nachvollziehbar und dem Gast gegenüber fair. So sagte der Betreiber der Wagemut Bar, Nicolas Kröger (35), im Wiener Grand Hotel am Kärntnerring zur Eröffnung seines eigenen Lokals im Edelhotel gegenüber "Heute": "Ich verstehe nicht, dass jede 08/15 Bar inzwischen absurde Preise verlangt, nur weil es die Kunden jetzt gewohnt sind und auch zahlen. Bei uns kostet ein Espresso einen Euro – mehr muss er nicht kosten". 

Nun ist das Landtmann keine 08/15 Bar. Und das ist eben der Punkt und das weiß auch der Betreiber. So sagte Berndt Querfeld gegenüber dem "Standard" weiter: "Man kommt ja nicht wegen des Kaffees ins Landtmann. Wir haben auch günstigeren Kaffee, der ist "to go". Wenn die Leute den Preis nicht zahlen wollen, kann ich ihnen gute und schöne Adressen nennen, an denen sie günstigeren Kaffee bekommen. Hätten’s mich halt gefragt. Wir betreiben eben einen Aufwand. Der schnelle Kaffee im Landtmann, das tut weh."

"Zwei Euro mehr im Preis, das spürt keiner"

Und wie geht es dem Traditions-Café mit der Inflation? "Wir haben seit 2019 eine Preissteigerung von 25 Prozent. Wir müssen in die Produkte, die wir verkaufen, etwas draufpacken, um Gewinn zu machen. Ob die handgemachten Ravioli mit frischen Eierschwammerln jetzt 16 oder 18 Euro kosten, das spürt keiner", so Querfeld im "Standard".

Trotz aller Tradition gibt es inzwischen im Café auch W-Lan und Cappuccino mit Hafermilch. Allerdings ohne Herzen: "Wir verkaufen im Schnitt 1.000 Kaffees am Tag. Und das führt natürlich zu einer Zuspitzung beim Kaffeemachen. Ich schaue gerne einem tollen Barista zu, wie er Herzen aus Milchschaum macht. Den würde ich gerne einmal hier im Nachmittagsgeschäft reinstellen und schauen, wie er tut, wenn es nur so reinrauscht", lacht der Kaffeehaus-Betreiber.

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