Polizei erschoss Mann

"Wie soll ich hier weiterleben?" Nachbarin verzweifelt

Riesiger Polizeieinsatz in der Brigittenau: Nach einem Schusswechsel stirbt ein Mann. Eine Zeugin beschreibt die Horror-Nacht.

"Wie soll ich hier weiterleben?" Nachbarin verzweifelt
Yordanka (46) ist nach dem tragischen Vorfall völlig geschockt. Sie wohnt direkt neben der Wohnung, in der ihr Nachbar erschossen wurde.
Denise Auer

Blutige Nacht in der Brigittenau: Ein Einsatz wegen eines schwerbewaffneten Mannes eskaliert völlig. Mitten in der Nacht auf Donnerstag, nach einigen Schusswechseln mit der Polizei, liegt der Mann leblos in seiner Wohnung. Für den Großeinsatz am Kapaunplatz werden zahlreiche Spezialeinheiten zugezogen: Wega, Cobra, Bereitschaftseinheit und auch eine Diensthundeeinheit.

Beim "Heute"-Lokalaugenschein am Tag danach treffen wir Yordanka (46) – sie wohnt im dritten Stock, der Erschossene wohnte auch auf dieser Etage. Die Nachbarin erlebte die bangen Stunden hautnah mit: "Gegen 21.15 Uhr habe ich den Mann gehört, wie er mit dem anderen Nachbarn gestritten hat."

"Polizisten tauchten auf meinem Balkon auf"

Dann ging alles ganz schnell: "Auf einmal waren viele Polizisten hier, es gab viel Geschrei und alles wurde abgesperrt", erzählt sie aufgeregt. Yordanka verließ ihre Wohnung, geht zu ihrem Sohn, der wiederum direkter Nachbar des Bewaffneten ist.

Dann gab es einen lauten Knall. Es folgen einige Schüsse. Yordanka lief auf den Balkon: "Plötzlich sehe ich, dass in meiner Wohnung die Lichter brennen. Keine Ahnung warum. Dann tauchen auf meinem Balkon viele Polizisten auf."

Sie ergriff bald die Chance und flüchtete in ihre Wohnung: "Als ich wieder zurück durfte, habe ich viel Blut vor seiner Wohnung gesehen." Sie hörte immer wieder Schüsse, die klangen wie "Explosionen".

Alle Fotos - hier wohnte der 39-Jährige in der Brigittenau

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    Hier wohnte jener Mann in der Brigittenau, der sich vor der Polizei verschanzte. Links im Bild das Klingelschild.
    Hier wohnte jener Mann in der Brigittenau, der sich vor der Polizei verschanzte. Links im Bild das Klingelschild.
    Denise Auer ("Heute"-Montage)

    Was war geschehen? Um 22.30 Uhr startete hier der Polizei-Großeinsatz. Den Notruf setzten Passanten ab. Ein Mann schwang am Platz ein Messer – wirkte sehr bedrohlich. Dann verschanzte sich der Mann in seiner Wohnung.

    "Er öffnete die Tür mit einer Langwaffe in der Hand", heißt es von der Polizei. Die Beamten gaben Schüsse ab, der Bewohner verbarrikadierte sich in seiner Wohnung. Irgendwie schleppte sich der Mann noch auf seinen Balkon, zielte von dort auf Polizisten auf der Straße. Die Polizisten schossen zurück, dabei wurde er wohl lebensgefährlich getroffen. Als die Beamten schließlich seine Tür aufbrechen, finden sie den Mann tot auf.

    Für die Nachbarin Yordanka war an Schlaf nicht zu denken – noch lange nicht. Um etwa 1:30 Uhr in der Früh wurde das Haus evakuiert. Die Bewohner wurden in einen Bus gebracht und dort mehrere Stunden lang versorgt: "Sie haben uns gesagt, dass wir unsere Dokumente und Jacken mitnehmen sollen und rausmüssen, weil vermutlich Sprengstoff oder eine Bombe in der Wohnung gefunden wurde. Irgendeine Kiste mit gefährlichen Sachen, ich weiß nicht, was da drinnen war. Es mussten Spezialisten kommen, um zu schauen, was in dieser Kiste ist, sonst hätte alles explodieren können!"

    Mit Waffe am Balkon – Polizei erschießt Verschanzten
    Mit Waffe am Balkon – Polizei erschießt Verschanzten
    Leserreporter

    Den toten Mann hat sie gekannt. "Er war eigentlich sehr nett, ich wusste ja nicht, dass er gefährlich ist. Ich kann das alles nicht glauben."

    Einmal gab es Streit mit der Freundin erinnert sich die Frau: "Da habe ich ihm geholfen, weil sie sich ausgesperrt haben. Er hat sich in Unterhose ausgesperrt, da habe ich ihm Gewand von meinem Sohn geborgt." Später revanchierte sich der Mann, er brachte Schokolade als Geschenk.

    Es wird immer schlimmer, ich fühle mich nicht sicher.
    Yordanka
    Besorgte Nachbarin

    Yordanka ist auch am nächsten Tag noch sichtlich aufgebracht: "Ich bin seit 22 Jahren in Wien, so etwas habe ich noch nie gesehen. Und es wird immer schlimmer, ich fühle mich nicht sicher. Meine Nachbarin hat schon gesagt, sie zieht aus."

    Ähnliche Gedanken plagen sie jetzt auch: "Jedes Mal, wenn irgendwas ist – zum Beispiel ist vorher ein Bild von der Wand gefallen – schrecke ich auf und glaube, dass irgendwer in der Wohnung ist. Ich fühle mich nicht mehr sicher und es ist nicht normal. Ich weiß nicht, wie ich hier weiterleben soll."

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      iStock, Privat (Montage: "Heute")
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