Klimaschutz
Wie sich Firmen mit Klimawerbung grün waschen
Viele Unternehmen werben mit Klima-Siegeln, rechnen ihre CO2-Bilanz aber schön. Foodwatch warnt vor einem wachsenden Greenwashing-Markt.
Hipp vermarktet Babybrei mit Rindfleisch als "klimapositiv". Gustavo Gusto wirbt mit der "ersten klimaneutralen Tiefkühlpizza Deutschlands". Gibt Konsumenten doch ein gutes Gefühl. Aber wie viel Klimaschutz steckt wirklich in "grünen" Labels?
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"Begriffe wie 'CO2-neutral' oder 'klimaneutral' sagen nichts darüber aus, wie klimafreundlich ein Produkt tatsächlich ist", sagt foodwatch-Chefin Lisa Kernegger. Die Konsumentenschützerin kritisiert die Klima-Labels als "modernen Ablasshandel" scharf.
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Um Produkte als klimaneutral zu labeln, kaufen Firmen über Siegel-Anbieter wie "Climate Partner" oder "myclimate" CO2-Gutschriften aus Klimaschutzprojekten, etwa für Wiederaufforstungsprojekte in Lateinamerika. Aktuelle foodwatch-Recherchen in Peru und Uruguay ergaben aber, dass viele der angebotenen CO2-Kompensationen nicht das halten, was sie versprechen. "Firmen bekommen so einen grünen Anstrich. Die Siegel-Vergeber verdienen Millionen", sagt Kernegger.
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Das Geschäft mit den "grünen" Labels
Um ein Lebensmittel mit Klima-Claims zu vermarkten, müssten Produkthersteller laut foodwatch oft nicht einmal ihren Treibhausgasausstoß reduzieren. Keiner der von foodwatch untersuchten Siegelanbieter wie "Climate Partner" oder "Myclimate" machte konkrete verbindliche Vorgaben, so die Konsumentenschutzorganisation. Stattdessen könnten sich selbst Hersteller unökologischer Produkte mit dem Kauf von CO2-Gutschriften teils fragwürdiger Klimaprojekte ganz einfach klimafreundlich rechnen, kritisiert foodwatch.
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"Hinter dem Klimaneutral-Label steckt ein Riesenbusiness, von dem viele profitieren – nur der Klimaschutz bleit oft auf der Strecke. Selbst Hersteller von Rindfleischgerichten können sich als Klimaschützer inszenieren. Labelanbieter wie Climate Partner kassieren bei der Vermittlung der CO2-Gutschriften richtig ab", sagt Kernegger.
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Die Organisation fordert die Österreichische Bundesregierung auf, sich in Brüssel für ein Verbot irreführender Umweltwerbung einzusetzen. Die EU-Kommission hat angekündigt, Ende November einen Entwurf für eine "Green Claims"-Verordnung vorzulegen. Zudem wird aktuell auf EU-Ebene über eine Verbraucher-Richtlinie diskutiert – darin könnten "grüne" Werbeversprechen strenger reguliert werden.
Das System Klimawerbung
Um Produkte als klimaneutral zu labeln, kaufen die Hersteller über Siegel-Anbieter CO2-Gutschriften aus vermeintlichen Klimaschutzprojekten. Damit sollen die bei der Produktion anfallenden Treibhausgas-Emissionen ausgeglichen werden.
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"Offiziell haben sich die Anbieter zwar das Prinzip auf die Fahnen geschrieben: 'Zuerst Emissionen vermeiden, dann reduzieren und zuletzt kompensieren'. In der Realität machen sie den Lebensmittelherstellern jedoch keinerlei verpflichtende Vorgaben, ihren CO2-Ausstoß auch wirklich zu reduzieren", erklärt Kernegger.
foodwatch ortet folgenden Grund dafür: "Die Siegel-Vergeber verdienen an jeder verkauften Gutschrift und nehmen dadurch Millionen-Beträge ein", so Kernegger.