Wien
"Wie in Höhle!" Volksschüler saßen 2 Wochen im Finstern
Ende September wurde der Bildungscampus Atzgersdorf offiziell eröffnet. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Eine Klasse kann ein Lied davon singen.
In dem neuen Prestige-Bau in Liesing ist alles Hightech. Statt der alten Tafeln, auf denen man mit Kreide geschrieben hat, hängen riesige Touchpads an der Wand. Auch die Beschattung ist am neuesten Stand und wird je nach Sonnenstand automatisch gesteuert, schließt oder öffnet sich, wie von Geisterhand.
"Mein Sohn wollte gar nicht mehr hingehen"
Das hat aber auch seine Tücken: "In der Klasse meines Sohnes waren zehn Tage lang die Jalousien geschlossen und ließen sich nicht mehr öffnen. Man konnte nicht lüften, unterrichtet wurde nur bei Neonlicht", schildert die Mutter eines autistischen Buben. Sie berichtet von Verzweiflung und aggressiver Stimmung bei den Kindern, die zum Teil von 7 bis 17.30 Uhr im Kunstlicht saßen: "Es war wie in einer Höhle. Mein Sohn wollte gar nicht mehr hingehen."
Inzwischen sind die Jalousien offen, würden in 50 Prozent der Fälle funktionieren. Aber auch in einer weiteren Klasse ist die Beschattungssituation nicht genügend.
Das sagt die MA 56
"Die Außenjalousien orientieren sich am Sonnenstand und werden durch diesen gesteuert – sie fahren demnach auch herunter wenn das erforderlich ist. Zusätzlich gibt es eine Steuerungsmöglichkeit vor Ort in den Räumen damit die Jalousien wieder hochfahren. Leider hat es jedoch in manchen Räumen (betroffen waren anscheinend die Räume der Schule Prückelmayrgasse) nicht funktioniert und muss von der u.a. Fa. Somfy behoben werden. Terminlich ist dies für nächste Woche vorgesehen", heißt es von der MA 56 (Wiener Schulen) gegenüber "Heute".
Sitzen Kinder im Finstern, weil Geld gespart wird?
Warum das so lange dauert? Wie "Heute" erfuhr, hat eine der zuständigen Firmen derzeit Betriebsurlaub. Und da es sich bei dem technischen Gebrechen um einen Garantiefall handelt, wollte die Stadt offenbar keine Fremdfirma beauftragen. Die hätte man nämlich extra bezahlen müssen, mutmaßt ein Insider.
Als quasi schnelle Lösung sei "zwischenzeitlich eine Meldekette ins Leben gerufen worden, wonach bei Bedarf die Jalousien zentral vom Facility Management vor Ort einzeln angesteuert werden können", so die MA 56. Dies erfolge im Bedarfsfall über eine Meldung von der Lehrkraft oder Direktion direkt an den Facility Management-Dienstleister. "Somit sollte das Problem bereits zwischenzeitlich behoben worden sein", ist man seitens der MA 56 sicher.