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Wie du dein Gedächtnis in Rekordzeit verbesserst
Unser Gehirn ist zu mehr fähig, als wir denken. Doch damit unsere Neuronen die maximale Performance erreichen, braucht es Pflege.
Erinnerst du dich noch, was du vor drei Tagen zum Abendessen hattest? Was genau hat dir ein Freund oder eine Freundin im Gespräch vor einer Woche gesagt? Wie ging noch mal die Theorie zu einem Thema, das du vor drei Tagen gelernt hast? Unser Erinnerungsvermögen ist von Person zu Person unterschiedlich und hat mal bessere, mal schlechtere Phasen. Doch das muss nicht so bleiben.
Unser Gedächtnis ist nicht in einen, sondern drei Prozesse unterteilt: Aufnahme, Festigung und Abruf von Informationen. Die gute Nachricht: Diese Prozesse können von allen Menschen einzeln trainiert werden. Barbara Studer ist Neurowissenschaftlerin an der Uni Bern. Die Hirntrainerin gibt uns fünf Tipps, wie wir unsere Hirnzellen wieder in Schwung bringen.
Sport und Bewegung
Bewegung stärkt die Hirnregionen, die für unser Gedächtnis verantwortlich sind. Besonders, wenn wir unseren Kreislauf in Schwung bringen und ins Schwitzen kommen. "Sport fördert die Sauerstoffversorgung im Gehirn und die freigesetzten Hormone stärken unsere Konzentration", sagt Studer. Die Wachstums- und Glückshormone wie Dopamin helfen der Aufnahmefähigkeit. Dabei reicht laut der Neurowissenschaftlerin bereits eine intensive halbe Stunde pro Tag.
Ernährung
Auch die Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle. "Es gibt Studien, bei denen unterschiedlich ernährte Ratten den Weg durch ein Labyrinth finden mussten. Die gesunden, mit frischem Futter ernährten Tiere waren viel erfolgreicher", beschreibt Studer. Bei uns gilt das gleiche, wer genug trinkt, fördert die Durchblutung und somit die mentale Performance. Stark verarbeitete Produkte vermindern die Gedächtnisleistung, die Gehirntrainerin empfiehlt daher Obst, Gemüse und gesunde Fette in Nüssen sowie Lachs, diese bringen die Nervenzellen in Fahrt.
Lern- und Gedächtnisstrategien
Wer lernen muss, braucht die richtige Vorgehensweise. Einfach nur etwas lesen reicht nicht: "Studien zeigen, dass multisensorisches Lernen den Prozess für das Gehirn vereinfacht." Das heißt, man sollte mehrere Sinne miteinbeziehen, um aktiv zu lernen, wie zum Beispiel Dinge laut aussprechen oder visualisieren. Das kann auch in Bewegung sein, beim Singen oder sogar Malen. Wer dem zu Lernenden ein Bild gibt und eine Eselsbrücke schafft, hilft seinem Hirn, sich besser darauf zu beziehen.
Die Schlüsselrollen des Gedächtnisses
Es gibt zwei Hirnregionen, die Schlüsselrollen für das Gedächtnis übernehmen. Zum einen wäre da der Frontalkortex. Er spielt eine wichtige Rolle bei der kognitiven Funktion, der Entscheidungsfindung, der Persönlichkeitsentwicklung und der Verhaltenssteuerung. Dort wird alles, was wir aufnehmen, kurzzeitig gespeichert und verarbeitet.
Der Hippocampus sorgt dafür, dass diese Informationen ins Langzeitgedächtnis gelangen. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Bildung und dem Abruf von Erinnerungen. Beide Hirnregionen sind sensible Strukturen, die anfällig sind für negative Einflüsse wie Müdigkeit, schlechte Ernährung oder mangelnde Bewegung.
Repetition
Repetieren, Repetieren, Repetieren. Wer Informationen immer wieder abruft und aufsagt, kann sich Dinge immer schneller in Erinnerung rufen. Auch Lern-Apps helfen hier, einen Erinnerungs-Rhythmus beizubehalten. Laut Studer sollte man zuerst alle drei Tagen das Gelernte wiederholen, danach anheben auf wöchentlich, zweiwöchentlich und mehr. "Das hilft besonders, wenn man eine neue Sprache lernen und das Vokabular verinnerlichen will." Wie der Rhythmus aufgebaut wird, sei nebensächlich, die Repetition sei aber ausschlaggebend.
Schlaf
Schlaf ist so wichtig für das Gehirn, dass er einen eigenen Punkt in diesem Artikel verdient hat. "Ohne Schlaf können wir nichts aufnehmen und behalten", sagt Studer. Schlaf festige nämlich das Wissen im Hirn. Schlafmangel führe zu einer verminderten Gedächtnisleistung, die durch nichts anderes behoben werden kann, als den vom Körper benötigten Schlaf nachzuholen. Auch informationsfreie Pausen im Alltag seien wichtig, damit das Gehirn aufnahmefähig bleibt.
„"Ein gutes Gedächtnis ist keine Frage der Begabung, sondern der Strategie und des Trainings"“
Ein gutes Gedächtnis sei keine Frage der Begabung, sondern der Strategie und des Trainings, sagt Studer abschließend. Das sehe man auch bei Gedächtniskünstlern, die wurden nicht so geboren. Sie trainieren ihr Gedächtnis bis an die Grenze und das können auch andere Menschen, die gewillt sind.