Frau an Martin Sellners Seite

"White-Power-Barbie": Wer ist Brittany Sellner?

Als Postergirl der "Neuen Rechten" steht die Amerikanerin ihrem Ehemann bezüglich extremen Gedankenguts in nichts nach. 

Sarah Schäfer
"White-Power-Barbie": Wer ist Brittany Sellner?
Brittany Sellner (l.) und ihr Ehemann Martin Sellner (r.) auf einer Anti-Corona-Demo in Wien 2022
Isabelle Ouvrard / Picturedesk

Spätestens seit Bekanntwerden eines Geheimtreffens von Rechtsextremen in Potsdam, in dem "Remigrations"-Pläne diskutiert wurden, ist der Rechtsextremist Martin Sellner (35) in aller Munde. Weniger bekannt, aber ebenso radikal in ihrer rechten Ideologie ist seine Ehefrau, Brittany Sellner, ehemals Pettibone (31). Wie ihr Mann und österreichischer Ex-Identitären Chef Martin bezeichnet sie sich selbst als "politische Aktivistin". Als Influencerin und Autorin verbreitet die gebürtige Kalifornierin regelmäßig die Ideologie der "Neuen Rechten" vor internationalem Publikum – 175.000 Abonnenten hat sie allein auf Youtube.

"Authorin. Katholikin."

Auf ihrem Twitter-Account beschreibt sie sich als "Author.Catholic." Das Image des netten konservativen Mädchens von nebenan ist unter Frauen in der rechten Szene besonders beliebt. Während extreme rechte Politik in der Vergangenheit eher von Männern dominiert war, treten mittlerweile immer mehr Frauen in der Szene auf und verbreiten ihre Ideologien, wie Brittany Sellner, als Schriftstellerinnen, Youtuberinnen oder Politikerinnen. Rechte Influencerinnen verstehen es, sich sauber und brav in ihren Videobeiträgen zu präsentieren. 

So auch Brittany, die stets perfekt geschminkt mit rotem Lippenstift und einer gepflegten lange braunen Mähne in die Kamera lächelt. Zu ihren Zuhörern spricht sie wie eine gute Freundin, die immer einen hilfreichen Ratschlag hat, wie man sich als "feminine" Frau gegen zu viel "Wokeness" oder den vermeintlichen "Krieg gegen Männer" wehren kann. 

Anti-Feministin 

2016 hat Sellner Interesse an der Politik gefunden. Sie veröffentlichte zwei politische Bücher in den USA, die auch auf deutsch übersetzt wurden. Ihr erstes Buch "Jung, weiblich, rechts" (2018) ist ein Mädchenratgeber für all jene, die das Frau sein jenseits von linker "Political Correctness" verstehen, deren weibliche Tugenden noch im traditionellen Rollenbild der Frau als Mutter und Köchin verankert sind. Ein "Selbsthilfebuch" für manche, ein Frauenbild à la NSDAP für andere.

2022 wurde "An vorderster Front" für deutsche Leser publiziert, in der sie die Höhen und Tiefen einer extrem rechten Aktivistin beschreibt, inklusive ihre Liebesgeschichte mit Martin Sellner. 

Brittany Sellners Bücher werden vom Antaios-Verlag publiziert, der unter anderem auch Bücher ihres Mannes zu Themen wie "Remigration"  oder "Bevölkerungsaustausch" herausbrachte. Der Verlag wird seit 2021 vom deutschen Verfassungsschutz als Verdachtsfall für Rechtsextremismus beobachtet.

Sellner agiert als weibliches Vorzeigemodell für rechte Mitstreiterinnen, die sich in der (noch) männerdominierten rechtsradikalen Szene einen Namen machen wollen. In ihren zahlreichen Youtube-Videos erklärt sie, warum die moderne Frau ihrer Meinung nach einsam und unglücklich ist. Feminismus und der Verlust eines traditionellen Frauenbildes seien Teil des Problems.

Trump-Unterstützerin

2016 legte Sellner ihre angestrebte Karriere als Science Fiction-Schriftstellerin auf Eis, um sich im US-Wahlkampf für Donald Trump zu engagieren. Ein Jahr später reiste sie als amerikanische Unterstützerin von Marine Le Pen nach Frankreich, als die Chefin der rechtspopulistischen Front National (heute Rassemblement National) in den Präsidentschaftswahlen gegen Emmanuel Macron antrat. 

Warum sie als Amerikanerin so interessiert an französischer Politik sei, fragte sie der Youtuber Tim Pool damals: "Weil mein allerbester Freund auf der Welt französisch ist." Und weil sie zu einem Viertel Deutsche sei, würde sie sich auch um die Zukunft Deutschlands sorgen. Dort gehören junge rechte Influencerinnen wie die Klimawandel-Leugnerin und "Anti-Greta" Naomi Seibt zu ihrem politischen Freundeskreis. 

Rechte Verschwörungstheorien

"Kriegt viele weiße Kinder, damit Weiße 2042 nicht in der Minderheit sind", tweetet Brittany 2017 als Warnung für ihre Followerinnen. Wie viele rechtsradikale Verschwörer glaubt auch auch sie an die Theorie des "Great Replacement" ("Großer Austausch"), der die Vorstellung nährt, das weiße Volk würde von Migranten "verdrängt".

Die Verschwörungstheorie des "Großen Austauschs" ist besonders beliebt in der Identitären Bewegung. Sie sieht die Einwanderung von Nichtweißen und größtenteils muslimischen Menschen als Überlebensproblem für westliche Staaten. Eine kulturelle Vermischung lehnen Anhänger der Theorie ab. 

Brittany Sellner ist auch Anhängerin der Pizzagate-Verschwörung. 2016 verbreitete sie selbst aktiv die als falsch erwiesene Theorie, dass die Polizei einen satanischen Pädophilen-Ring, der von US-Demokraten betrieben werde, in einer Pizzeria in Washington entdeckt hätte. Die Verschwörung zielte während des US-Wahlkampfes vor allem darauf ab, die demokratische Trump-Gegnerin Hillary Clinton zu diffamieren. 

2021 ermittelten die österreichischen Behörden gegen Martin und Brittany Sellner, weil sie unter anderem Spenden vom rechtsextremistischen Attentäter von Christchurch, Brenton Tarrant, bekommen hatten. Brittany ist 2019 aus den USA zu ihrem Mann nach Österreich gezogen. Die beiden haben seit 2021 einen gemeinsamen Sohn.

Die aktuellen Bilder des Tages

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock
    SHS
    Akt.