Welt

"Werdet hohen Preis zahlen": Erdogan platzt der Kragen

Die "wichtigsten Wahlen des Jahres" stehen vor der Tür. Eine Abwahl Erdogans ist wahrscheinlicher als je zuvor. Dieser warnt jetzt seine Anhänger.

Nicolas Kubrak
Der seit 20 Jahren regierende Chef der AKP blickt besorgt auf die Wahlen am Sonntag.
Der seit 20 Jahren regierende Chef der AKP blickt besorgt auf die Wahlen am Sonntag.
ADEM ALTAN / AFP / picturedesk.com

Das international anerkannte Polit-Medium "politico" bezeichnet die türkischen Präsidentschaftswahlen am Sonntag als "die wichtigsten Wahlen des Jahres". Sie seien ein "ausschlaggebender Moment für die Sicherheit in Europa und im Nahen Osten". Dieser Druck scheint nun auch beim amtierenden Präsidenten, Recep Tayyip Erdogan, angekommen zu sein. 

"Ihr werden hohen Preis bezahlen"

Seit 20 Jahren regiert der Chef der islamisch-konservativen Partei AKP das Land – doch damit könnte es schon bald vorbei sein. Erdogans säkularer Herausforderer Kemal Kilicdaroglu liegt mit seinem Bündnis aus sechs Oppositionsparteien den meisten Umfragen zufolge vorne. Am Donnerstag hat außerdem der nationalistische Kandidat Muharrem Ince seine Kandidatur zurückgezogen, was die Chancen der Opposition auf den Sieg weiter erhöht hat.

Das ist auch Erdogan bewusst. Daher richtete er sich am Freitag mit einer dringlichen Warnung an seine Anhänger: "Ihr werden einen hohen Preis zahlen, wenn wir verlieren", sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in einem konservativen Istanbuler Stadtteil vor einer fahnenschwenkenden Menge. Sollte Kilicdaroglu tatsächlich an die Macht kommen, würden für Erdogan-Anhänger Repressalien anstehen, warnte der (Noch-)Präsident.

Kilicdaroglu will "Frieden" bringen

Kilicdaroglu kündigte unterdessen bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ankara an, "Demokratie" und "Frieden" in die Türkei bringen zu wollen. Erdogan warnte, das Oppositionsbündnis Kilicdaroglus sei von "Rache und Gier" getrieben. Dem Westen warf der Präsident vor, die Opposition zu instrumentalisieren, um der türkischen Gesellschaft seinen Willen aufzuzwingen.

Während eines ungewöhnlich kurzen Auftritts in Ankara sagte Kilicdaroglu am Freitag vor tausenden Anhängern: "Seid Ihr bereit, Demokratie in dieses Land zu bringen? Frieden in dieses Land zu bringen? Ich verspreche Euch, ich bin auch bereit." Erdogans größter Gegner hat angekündigt, im Falle seines Siegs das Präsidialsystem abschaffen zu wollen. Unter anderem soll künftig wieder das Parlament den Regierungschef wählen. Doch dafür müsste die Opposition auch die gleichzeitig stattfindende Parlamentswahl gewinnen.

Erdogan verteidigt Putin

Erdogan verteidigte am Freitag den russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen Vorwürfe russischer Wahleinmischung. Kilicdaroglu hatte russische Akteure bezichtigt, Desinformation zu verbreiten, um den Wahlausgang zu beeinflussen. "Wenn man Putin angreift, werde ich damit nicht einverstanden sein", sagte Erdogan. "Unsere Beziehungen zu Russland sind nicht weniger wichtig als jene zu den Vereinigten Staaten", fügte der türkische Präsident hinzu.

Der türkische Präsident pflegt gute Beziehungen zu seinem russischen Amtskollegen.
Der türkische Präsident pflegt gute Beziehungen zu seinem russischen Amtskollegen.
VLADIMIR SMIRNOV / AFP / picturedesk.com

Am Sonntag wählt die Türkei einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Rund 64,3 Millionen Türkinnen und Türken - darunter sechs Millionen Erstwähler - sind zur Stimmabgabe aufgerufen.

Neuer Präsident wird, wer im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen erringt. Schafft dies keiner der Kandidaten, treten die zwei Bestplatzierten zwei Wochen später in einer Stichwahl gegeneinander an.

1/66
Gehe zur Galerie
    <strong>23.12.2024: Vierfacher Vater vor Weihnachten eiskalt gekündigt.</strong> Ein 37-jähriger Wiener steht kurz vor den Feiertagen vor dem Nichts. <a data-li-document-ref="120079751" href="https://www.heute.at/s/vierfacher-vater-vor-weihnachten-eiskalt-gekuendigt-120079751">Sein Chef hat ihn nämlich per E-Mail über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt &gt;&gt;&gt;</a>
    23.12.2024: Vierfacher Vater vor Weihnachten eiskalt gekündigt. Ein 37-jähriger Wiener steht kurz vor den Feiertagen vor dem Nichts. Sein Chef hat ihn nämlich per E-Mail über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt >>>
    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
    An der Unterhaltung teilnehmen