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Wer hier Corona-Sperren bricht, wird von der Polizei...

Heute Redaktion
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Der weltweite Kampf gegen das Coronavirus geht unvermindert weiter: In Indien wird die verhängte Ausgangssperre von der Polizei mit brutalen Mitteln durchgesetzt.

Seit Mittwoch, 0.00 Uhr, ist es allen 1,3 Milliarden Indern weitgehend untersagt, ihre Wohnungen zu verlassen. Mindestens 21 Tage lang soll diese Maßnahme aufrecht bleiben, wie Premierminister Narendra Modi erklärte. Er hoffe auf die Mitarbeit der Bevölkerung. Würden sie Ausgangssperre ignorieren, werde das Land Jahrzehnte zurückgeworfen.

Die verhängten Maßnahmen werden von der Polizei scharf kontrolliert und auf der Stelle mit extremer Härte geahndet. Dabei kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen gegenüber den Bürgern. Zahlreiche Videos im Netz zeigen, wie Polizisten mit Schlagstöcken auf Menschen mit Schutzmasken eindreschen. Fahrende Autos werden gestoppt, um die Insassen zu verprügeln.

Zusätzlich kommt es immer wieder zu menschenunwürdigen Erniedrigungen. In verschiedenen Clips ist zu sehen, wie Passanten von Polizeistreifen zu Kniebeugen oder Liegestützen gezwungen werden, andere müssen in einer Art Affengang auf dem Boden zur Wache zu kriechen. Auch Verhaftungen hat es schon gegeben.

Wie die Exekutive über die zivilen Mitbürger denkt, wird durch ein Interview mit einem Polizisten aus dem Bundesstaat Punjab deutlich. "Diese Leute verstehen es einfach nicht! Es fehlt ihnen das Gehirn dazu", schimpft der Beamte ins Mikrofon (siehe Video ganz oben). Das harte Durchgreifen sei notwendig, um die Welt vor dem Abgrund zu bewahren. In Indien heiligt der Zweck offenbar die Mittel.

"Tsunami von Corona-Fällen" droht

Klar ist jedoch, dass dem Land tatsächlich eine humanitäre Katastrophe droht, sollte sich das Coronavirus hier unkontrolliert ausbreiten. Zwar wurden in Indien bisher nur 694 Infizierte registriert, doch die niedrige Zahl täuscht. Bisher wurde auf dem Subkontinent mangels Möglichkeiten kaum auf Covid-19 getestet. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher ist.

Wie gut Indien das Virus eindämmen kann, wird sich zeigen. Denn besonders die Ärmsten der Armen haben oft gar keinen Zugang zu Hygieneartikeln. In manchen Slums gibt es nicht mal Wasser, um sich die Hände zu waschen oder Toiletten. Hinzu kommt noch die Bevölkerungsdichte. Direktor des Zentrums für Krankheitsentwicklungen, Ramanan Laxminarayan, erklärte gegenüber "BBC", dass er von einer Infektionsrate von 20 bis 60 Prozent ausgeht. Bedeutet für Indien: rund 300 Millionen Erkrankte. "Wir bekommen schon bald diesen Tsunami von Corona-Fällen", so Laxminarayan.