Steht der "Doomsday" bevor?

"Weltuntergangs"-Gletscher könnte Katastrophe auslösen

Forscher schlagen Alarm: Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis schmilzt immer schneller. Sein Zusammenbruch würde eine Flutkatastrophe auslösen.

Bernd Watzka
"Weltuntergangs"-Gletscher könnte Katastrophe auslösen
Wissenschaftler haben tief unter den "Doomsday"-Gletscher geblickt.
AFP / picturedesk.com

Bringt dieser Gletscher den Weltuntergang? Seit Jahren verfolgen Wissenschaftler der International Thwaites Glacier Collaboration die rasanten Veränderungen des abgelegenen Thwaites-Gletschers in der Westantarktis.

Der Gletscher, der aufgrund des menschengemachten Klimawandels kontinuierlich schmilzt, trägt den Beinamen "Doomsday"-Gletscher („Weltuntergangs“-Gletscher).

Ich bin sehr besorgt, dass dieser Sektor der Antarktis kurz vor dem Zusammenbruch steht.
Eric Rignot
Glaziologe an der University of California

Thwaites zieht sich schneller zurück

Die jüngsten Erkenntnisse von Tiefenbohrungen sind alamierend: Der Thwaites-Gletscher, der eine Fläche von der Größe Großbritanniens bedeckt und bis zu 2.000 Meter dick ist, zieht sich immer schneller zurück.

Das Eis-Volumen, das vom Thwaites-Gletscher ins Meer fließt, hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Die Region, die als Amundsenmeer-Einbuchtung bekannt ist, trägt zu acht Prozent des aktuellen globalen Meeresspiegelanstiegs (4,6 mm pro Jahr) bei.

Beschleunigung seit 30 Jahren

"Der Thwaites zieht sich seit mehr als 80 Jahren zurück, wobei sich der Rückgang in den letzten 30 Jahren erheblich beschleunigt hat. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass er sich noch weiter und noch schneller zurückziehen wird", erklärt der Geophysiker Rob Larter.

Schelfeis-Schutzschild droht zu brechen

Bohrungen an der vorgeschobenen, 600 Meter dicken Schelfeiszunge des Gletschers haben gezeigt, dass das Schelfeis durch warmes Tiefenwasser erodiert und somit zum Schmelzen gebracht wird.

"Das Schelfeis dient sowohl als Schutzschild als auch als Stütze für den Thwaites-Gletscher", erläutert Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Sollte die Schelfeiszunge abbrechen, würde der Thwaites-Gletscher seinen Halt am Festland verlieren und schrittweise ins Meer abrutschen, heißt es.

Das Abschmelzen des "Weltuntergangs"-Gletschers hat sich rasant beschleunigt.
Das Abschmelzen des "Weltuntergangs"-Gletschers hat sich rasant beschleunigt.
NASA / Zuma / picturedesk.com

Durchs Abschmelzen droht eine Kettenreaktion

Sollte der Gletscher abrutschen, könnte dies eine Kettenreaktion auslösen – mit verheerenden, weltweiten Auswirkungen. "Kollabiert der Thwaites-Gletscher, könnte der globale Meeresspiegel um 65 Zentimeter steigen", warnt Geophysiker Larter.

Meeresspiegel könnte um 3,5 Meter steigen

"Die größere Gefahr droht aber durch das dann einsetzende Abschmelzen der gesamten Westantarktis. Es könnte zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von 3,5 Meter führen", so Larter. Dies hätte zur Folge, dass Städte wie London, Miami und Hamburg überschwemmt würden.

Reduktion der Treibhausgas-Emission gefordert

Wann genau der Gletscher abrutschen wird, können die Forscher (noch) nicht bestimmen. "Wir können nur schwer voraussagen, wie schnell der Thwaites-Gletscher vollständig abschmilzt. Es kann 200 Jahre dauern oder 500", so Olaf Eisen.

"Unser heutiges Verhalten bestimmt den Meeresspiegel in 50 Jahren." Die einzige Möglichkeit, einen Abrutsch zu verhindern, bestehe in der Reduktion der Treibhausgase und einer Rückkehr zum "vorindustriellen Klima".

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    Auf den Punkt gebracht

    • Forscher warnen vor dem beschleunigten Abschmelzen des Thwaites-Gletschers in der Westantarktis, dessen Zusammenbruch den globalen Meeresspiegel um bis zu 3,5 Meter anheben könnte
    • Um diese katastrophalen Folgen zu verhindern, fordern Wissenschaftler eine drastische Reduktion der Treibhausgas-Emissionen
    bw
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