"Atmosphäre terrorisieren"

"Wellen bis nach Wien" – Austro-Türken rufen Erdogan an

Brutale Ausschreitungen bei Türkei-Spielen führen nun dazu, dass Austro-Türken sich öffentlich mit einem Appell an den türkischen Präsidenten wenden.

Newsdesk Heute
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    Fußball-Party in Wien: Türkei-Fans feiern Einzug ins Viertelfinale
    Fußball-Party in Wien: Türkei-Fans feiern Einzug ins Viertelfinale
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    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan plant, Berlin zum Europameisterschafts-Match Türkei gegen Niederlande zu besuchen. Nach gewaltsamen Ausschreitungen auch in Wien, dem Wolfsgruß-Skandal eines Spielers und einer brodelnden Stimmung läuten bei der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich (TKG) alle Alarmglocken. Die Austro-Türken wenden sich am Freitag mit einem öffentlichen Appell an Erdogan, da befürchtet werde, dass "das Spiel hoch politisiert und aufgehetzt ist und seine Wellen bis nach Wien schlagen wird".

    "Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich das niederländisch-türkische Spiel in der Türkei anschauen würden", heißt es in dem Aufruf an Erdogan, um den "Frieden zu Hause und Frieden in der Welt" sowie "in unserer neuen Heimat Österreich" zu wahren. Weiters heißt es: "In Deutschland hat das EM-Spiel bezüglich der Türkei in den letzten Tagen leider eine starke emotionale, hetzerische und politische Komponente erhalten. Wir würden uns in dieser Angelegenheit deswegen und gerade etwas mehr Einfühlungsvermögen wünschen." Es herrsche die Sorge, gewaltsame Protestes könnten "die Atmosphäre des EM-Spiels terrorisieren".

    Wir appellieren insbesondere an die österreichisch-türkischen Fans beim Public Viewing in Wien, sich zurückzuhalten
    Appell der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich

    Befürchtet wird außerdem eine Eskalation in Deutschland im Rahmen von Gegenprotesten und der Instrumentalisierung des Nahost-Konflikts: "Diese Akteure nutzen die vergiftete politische Atmosphäre, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen, was zum Schaden Deutschlands und der Deutschtürken geschieht." Weil ein negatives Licht aufgrund einer Eskalation für die in Deutschland lebenden Türken befürchtet wird, wird Erdogan mehrmals aufgefordert, seinen Berlin-Besuch abzublasen beziehungsweise die Entscheidung noch einmal zu überdenken.

    Der TKG gehe es um das Wohl der Türkei und deren Bürger, egal in welchem Land sie leben würden und egal welcher politischen Orientierung und ethnischen Herkunft, heißt es. Man sei der Auffassung, dass diese Einstellung "auch von der Mehrheit der in Österreich lebenden österreichischen StaatsbürgerInnen geteilt wird, die sich als friedliebende und heimatverbundene ÖsterreicherInnen verstehen". An die "österreichisch-türkischen Fans beim Public Viewing in Wien" geht wiederum der Aufruf, "sich zurückzuhalten".

    red
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