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Weiterer "Titan"-Taucher nennt "katastrophalen Fall"

Nach Arthur Loibl meldet sich ein weiterer ehemaliger Passagier der nun verzweifelt gesuchten "Titan" – und nennt eine neue, mögliche Katastrophe.

Rene Findenig
Andreas Waibel, Forscher am Karlsruher Institute of Technology, im Interview mit "ORF III aktuell".
Andreas Waibel, Forscher am Karlsruher Institute of Technology, im Interview mit "ORF III aktuell".
Screenshot ORF

Als "absolut grausam" schilderte der ehemalige "Titan"-Taucher Arthur Loibl die Tragödie um die bei einem Tauchgang zur "Titanic" verschollene Kapsel "Titan" mit fünf Insassen. Nun meldet sich auf "ORF III aktuell" ein weiterer Insasse der seit Sonntag verschollenen "Titan", der laut Berechnungen am Donnerstagmittag der Sauerstoff ausging. Andreas Waibel ist Forscher am Karlsruher Institute of Technology und war im Jahr 2022 ebenfalls an Bord der "Titan". Nach Ablauf der 96 Stunden, für die die Kapsel Sauerstoff an Bord hatte, sagt er: "Die Hoffnung sinkt natürlich mit jeder Minute."

"Es stimmt uns sehr traurig, es bewegt uns sehr", so Waibel, der wie Loibl zwei der Insassen persönlich kenne und als gute Freunde bezeichne. "Das ist eine Tragödie, die vor einem abläuft", so der Forscher. Jeder, der an einer solchen Tauchfahrt teilnehme, "ist sich der Risiken bewusst", so Waibel, das Unternehmen habe nicht leichtsinnig agiert und es habe zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen gegeben, heißt es. Aber: In 4.000 Metern Tiefe herrsche der 400-fache Druck im Vergleich zur Meeresoberfläche, es sei eine Extremsituation. "Das Boot muss einen unwahrscheinlichen Druck aushalten."

"Es kann der katastrophale Fall eingetreten sein, dass das ganze Boot unter dem gewaltigen Druck zerbricht oder einknickt"

Außerdem könne man in einer solchen Tiefe nicht funken, sondern nur Textnachrichten austauschen, so der Experte. Als Informatiker hatte er 2022 an Bord der "Titan" genau das zu beheben versucht, um ein System zu erfinden, das Sprach- und Video-Kommunikation ermögliche. Das sei auch geglückt – im aktuellen Fall habe man Text eingesetzt, weswegen man nicht wisse, wie es den Passagieren gehe und wo sich das Boot befinde. Während Beobachter damit rechnen, dass die "Titan" entweder an der Meeresoberfläche treibe oder am Meeresgrund liege, hat Waibel eine weitere Variante.

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    "Während des letzten Tauchgangs gab es in 1.700 Metern Tiefe ein Problem mit der Elektrik und sie mussten zurückkehren. Ich habe Angst.", erzählt Estrada erst kurz vor seiner Expedition 2021.
    "Während des letzten Tauchgangs gab es in 1.700 Metern Tiefe ein Problem mit der Elektrik und sie mussten zurückkehren. Ich habe Angst.", erzählt Estrada erst kurz vor seiner Expedition 2021.
    Screenshot: YouTube/alanxelmundo

    "Es kann der katastrophale Fall eingetreten sein, dass das ganze Boot unter dem gewaltigen Druck zerbricht oder einknickt. Das ist immer eine Möglichkeit bei diesen großen Tiefen", so Waibel. Möglich sei auch ein "katastrophaler elektrischer Fehler", der das Boot lahmgelegt habe. Bei einer solchen Expedition sei man generell "sieben bis neun Tage am Atlantik", wobei die Wellen genau beobachtet würden. Dann gebe es ausführliche Tests, bevor getaucht werde, es werde normalerweise "gründlich vorbereitet" und eine Bergungscrew stehe bereit.

    "Im Inneren des Tauchbootes ist es wie in einem kleinen Mini-Van, in dem man nicht stehen kann"

    Die Bergungscrew brauche es auch, um überhaupt aus der Kapsel herauszukommen, so der Forscher, der Eingang müsse abgeschraubt werden, denn nur zugeschraubt könne dieser dem Druck standhalten. Das Problem dabei: Selbst wenn die luftdicht verschlossene Kapsel an der Oberfläche treiben sollte, ginge ihr der Sauerstoff aus, "ein tragisches Szenario in dieser Situation". Der Innenraum der Kapsel sei "wie ein kleiner Mini-Van, in dem man nicht stehen kann" – auf der einen Seite gebe es eine Sichtluke und auf der anderen einen Bildschirm, der ein Außen-Kamerabild zeige.

    Weil man die anderen Passagiere schon recht gut von der vorangegangenen Schiffsfahrt kenne, sei die Stimmung eigentlich "jovial, gelockert", nicht bedrückend. In diesem Fall und sollte wirklich ein "katastrophaler Kollaps" eingetreten sein, sei der einzige Trost: "Es wäre dann schnell, unter diesem Druck würde man eigentlich sofort das Leben verlieren." Nachsatz: die Aussage sei "etwas morbide" und "ich hoffe, Sie nehmen mir das jetzt nicht übel", aber es sei nun mal so. Mach rechne aber mit einem solchen Fall natürlich nicht. "Unfälle passieren überall, auch bei Flugzeugen übrigens", so Waibel.