Persönliche Stellungnahme
"Wehrlos" – Kurz' Stimme überschlägt sich vor Richter
Finale im Prozess gegen Sebastian Kurz: "Heute" war am Landl mit dabei. Kurz vor dem Urteil gab der Ex-Kanzler dieses persönliche Plädoyer ab.
Nach den Schlussplädoyers der Staatsanwälte und der verteidigenden Anwälte trat Sebastian Kurz als Angeklagter kurz vor dem Urteilsspruch noch einmal selbst ans Rednerpult. Sein Auftritt kurz nach 18 Uhr überraschte mit seiner Emotionalität, endete fast schon weinerlich. Das Protokoll von Kurz persönlichem Plädoyer:
"Es ist ein langer Tag [...]. Aber einige Punkte möchte ich klarstellen", begann der Ex-Kanzler. "In den 12 Verhandlungstagen habe ich gelernt: Es kann sehr unterschiedliche Wahrnehmungen von ein und derselben Sache geben.".
Er habe zum Beispiel Arnold Schiefer im Gerichtssaal erlebt. Von dem habe er immer gedacht, er habe extrem schnell und viel mit Thomas Schmid ausverhandelt. Schiefer habe aber gesagt, er habe fast gar nichts verhandelt.
Bildstrecke: Tag der Entscheidung im Kurz-Prozess
Er habe im politischen Leben eigentlich alles erlebt, sagte Kurz. Und die Atmosphäre im U-Ausschuss sei anders, als die Staatanwaltschaft glaube. Man höre nicht alles auf Tonbändern. Und sehe schon gar nichts – Grimassen, die geschnitten werden und solche Sachen.
"Damit tue ich mir emotional sehr schwer"
Er versicherte dem Richter: "Ich bin nicht mit dem Vorsatz zum U-Ausschuss gegangen, hier zu landen. Ziel war, keine Falschaussage zu machen. Es war mitten in der Pandemie. Ich war vielleicht nicht perfekt vorbereitet – aber mein Ziel war klar."
Sein Hauptthema ist: Er habe den Eindruck, es gehe nicht um eine Aussage, sondern darum, wie die WKStA seine Aussagen interpretiere. "Damit tue ich mir emotional sehr schwer." Es fühlt sich furchtbar an, wenn einem jemand erklärt, wie man seine Aussagen gemeint hat, sagt Kurz. "Das ist sehr befremdlich."
Seine Stimme überschlug sich – er war hörbar aufgeregt. Er gestikulierte, fixierte den Richter während seiner Ausführungen.
Stimme versagte fast
Fast weinerlich sagte Kurz: "Das ist schlicht und einfach falsch." Er habe gewusst, dass es die Chats gibt – die Staatsanwaltschaft hingegen, er habe geglaubt, die Chats seien zerstört und könnten nicht wieder hergestellt werden.
Er fühle sich "einfach wehrlos", sagte Kurz. Er habe die Politik verlassen, weil er seine Familie vor all diesen Angriffen schützen wollte.
Sein Ziel sei nicht gewesen, zu lügen. "Das ist die Realität", schloss Kurz mit fast schon wegbrechender Stimme.