Existenz bedroht

Wegen Zahnarzttermin – AMS-Geld fristlos gestrichen

Ein Wiener musste einen AMS-Termin wegen akuter Zahnschmerzen abbrechen. Daraufhin wurde ihm scheinbar die Leistung gestrichen. 

Wien Heute
Das Logo des Arbeitsmarktservice (AMS) über einer Filiale in Wien.
Das Logo des Arbeitsmarktservice (AMS) über einer Filiale in Wien.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Schon seit mehreren Wochen kämpft Bernhard (Name von der Redaktion geändert) um seine Existenz. Wegen eines Missverständnisses? Der Wiener denkt nicht.

Bernhard war viele Jahre als Kellner tätig, doch die Jobsuche schien von Jahr zu Jahr schwieriger zu werden. "Ab 2018 musste ich dann immer wieder AMS-Geld beziehen und gerade die Corona-Zeit war für mich besonders schwierig. Ich habe erneut meinen Job verloren." 

Leere Versprechen und ein Notfall

Zurück am AMS habe er einen Termin vermittelt bekommen, der ihm mehr Unterstützung bei seiner Jobsuche bringen sollte. "Man sollte mir dort mit meinen Bewerbungen helfen", so Bernhard im "Heute"-Gespräch. Er habe schnell erkannt, dass es sich dabei um eine Zeitarbeitsfirma handle, konnte sich aber aus gesundheitlichen Gründen nicht allzu viele Gedanken darüber machen. "Denn am Weg zu dem Termin sind mir zwei Zähne abgebrochen und ich hatte große Schmerzen. Ich wollte so schnell wie möglich zum Zahnarzt", so Bernhard. Man habe ihm den Arztbesuch bewilligt und eine Bestätigung unterschreiben lassen. "Wenn ich gewusst hätte, was ich da unterschreibe, hätte ich genauer hingesehen".

Der große Schock

Rund zwei Wochen nach seinem Termin flatterte ein Brief vom AMS ins Haus, der besagt haben soll, dass ihm ab sofort die Leistung gestrichen werden würde. "Ich war schockiert, ich habe offenbar unterschrieben, dass ich zwar beim Termin war, aber an der weiteren Zusammenarbeit nicht interessiert wäre", sagt Bernhard. Er geriet in Panik, denn das bedeutete, dass seine Existenz nun auf dem Spiel stand. "Ohne Geld kann ich mir weder die Miete, noch mein sonstiges Leben leisten. Schon gar nicht jetzt, wo alles immer teuerer wird. Ich bin verzweifelt."

"Kennt sich ja keiner mehr aus"

Auf Anfrage beim AMS habe ihm bis heute niemand eine Lösung für sein Problem liefern können. "Ich habe mittlerweile den sechsten oder siebten Betreuer, ich weiß nie wer für mich zuständig ist. Ich muss mein Anliegen immer wieder von vorne schildern und keiner kennt sich aus", so Bernhard. Den nächsten persönlichen Termin bei einem AMS-Betreuer habe er erst wieder Anfang April bekommen, bis dahin müsse er sehen, wie er über die Runden komme. "Ich habe sofort um Wohnbeihilfe angesucht und hoffe, dass mir nicht allzu schnell der Strom abgedreht wird."

"Beschwerdebrief geht noch heute raus!"

Zwischenzeitlich habe er, nachdem der Leistungsbezug gestoppt wurde, auch SMS erhalten, die ihn daran erinnert haben sollen, dass er sich auf Bewerbungsvorschläge nicht zurückgemeldet habe. Bernhard behauptet, dass er aber keine Post erhalten habe und die Briefe auch immer wieder verloren gehen würden. Auch das habe er dem AMS bereits mehrfach gemeldet. Bis April heißt es für den Wiener Gemeindebaubewohner jetzt also erst einmal bangen und abwarten. "Einen Beschwerdebrief werde ich noch heute rausschicken!".

Auf "Heute"-Anfrage beim AMS konnten keine Auskünfte zu dem geschilderten Vorfall gegeben werden. Damit bleibt unklar, ob es sich um einen Einzelfall handelt und ob auch noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben könnten.

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    St.Pölten, Niederösterreich, Hauptstadt, AMS, Arbeitsmarktservice (Symbol)
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