Megatrends des Klimawandels

Wasserknappheit, Migration – was jetzt auf uns zukommt

Die Erderhitzung wird zunehmend zur Herausforderung für die Welt. Eine Klima-Initiative zeigt nun die kommenden Megatrends auf.

Newsdesk Heute
Wasserknappheit, Migration – was jetzt auf uns zukommt
Der fortschreitende Klimawandel dürfte bestehende Fluchtbewegungen, auch Richtung Europa, noch einmal verstärken. Symbolbild
Chema Moya / EPA / picturedesk.com

In einem neuen Synthesebericht identifiziert die Klima-Initiative "Weathering Risk" die wichtigsten strukturellen Faktoren, durch welche die fortschreitende Erderhitzung den Frieden und die Sicherheit auf der Welt im nächsten Jahrzehnt wahrscheinlich beeinflussen wird.

Grundlage dafür bilden demnach 43 Fallstudien und Analysen aus aller Welt, die in der ersten Phase der Initiative erstellt wurden sowie aktuelle Veröffentlichung rund um den Schwerpunkt Klimasicherheit. Daraus formulieren die Autoren nun acht globale Trends:

1) Klimagerechtigkeit und Solidarität

Der grassierende Populismus in den westlichen Ländern und die Nicht-Einhaltung der Pariser Klimaziele sowie Säumigkeiten bei der Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, werden die Folgen des Klimawandels, die gesellschaftlichen Ungleichheiten verstärken und den politischen Unmut vergrößern, schreiben die Forscher. Vor allem einkommensschwache und marginalisierte Gesellschaftsgruppen werden davon betroffen sein.

2) Kritische Rohstoffe und Energiewende

Der aktuelle internationale Wettlauf um die Sicherung und Beanspruchung von kritischen Rohstoffen für die Energiewende (Lithium, u.a.) könne "nachhaltige, verantwortungsvolle und konfliktsensible globale Praktiken behindern". Bemühungen, sich vom Beinahe-Monopol der Chinesen in diesem Bereich zu lösen, kämen nur langsam voran.

3) Ernährungssicherheit

Prognosen würden darauf hindeuten, dass der Klimawandel die landwirtschaftliche Produktion zunehmend beeinträchtigt, was Preis-Ausschläge in Zukunft noch verstärken dürfte. "Ärmere Länder in Äquatornähe, die über weniger Ressourcen verfügen, werden am stärksten betroffen sein, was zu politischer Instabilität in Verbindung mit Preisspitzen bei Lebensmitteln führen dürfte", so die Autoren weiter.

4) Umweltzerstörung und Biodiverität

In fast allen Regionen führen Bevölkerungswachstum, rasche Verstädterung, steigender Verbrauch, Wüstenbildung, Umweltzerstörung und Klimawandel zusammengenommen zu einer Verringerung der biologischen Vielfalt. "Staaten werden dadurch mit einer Verschärfung der Wasserknappheit, Ernährungsunsicherheit und größeren Ungleichheiten konfrontiert sein".

5) Wasserwirtschaft

Obwohl die Trinkwasserversorgung weltweit gesehen zunehmend unzuverlässiger werde, ist laut "Weathering Risk"-Bericht "unwahrscheinlich, dass dies unmittelbar zu internationalen Konflikten führt". Trinkwasser habe auch das Potenzial, eine kraftvolle Quelle für internationale Zusammenarbeit und die Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele und anderer globaler Agenden wie des Pariser Abkommens zu sein.

6) Migration und Vertreibung

Immer mehr Menschen in stark betroffenen ländlichen Gebieten werden Lebensqualität und oft auch ihre Lebensgrundlage verlieren, eine neue Landflucht in die Städte werde die Folge. Wo es bereits jetzt kriselt, dürften die die sozio-politischen Spannungen und die politische Mobilisierung weiter zunehmen. Und auch Europa dürfte zunehmend zum Ziel werden: "Der Klimawandel wird die bestehenden Migrationsmuster verstärken", heißt es in dem Papier.

7) Sozialer Zusammenhalt und Identität

Der Klimawandel werde weiterhin sowohl ein Symptom als auch eine Ursache für den Rückgang der sozialen Bindungen und des gemeinschaftlichen Zusammenhalts sein, was sowohl den Frieden als auch die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel behindert.

Der Klimawandel werde auch weiterhin von politischen Gruppen instrumentalisiert werden, wodurch Klimamaßnahmen behindert und "besonders im Westen" Unmut geschürt würden. Gleichzeitig werde der Verlust sozialen Zusammenhalts aufgrund von Klimastress oder klimabedingter Mobilität "ebenfalls zu Konflikten führen".

8) Governance und Fehlanpassung

Wenn die Regierungsinstitutionen in kritischen Regionen nicht in der Lage sind, rechtzeitig und in angemessener Weise Unterstützung oder Sicherheitsnetze gegen die Auswirkungen des Klimawandels aufzustellen, dürften laut "Weathering Risk" immer mehr, insbesondere junge Menschen in "unsichere Bewältigungsstrategien" getrieben werden. Das würde illegale Abholzungen weiter befeuern und paramilitärische Gruppen erstarken lassen.

Über Weathering Risk

Weathering Risk ist eine multilaterale Initiative, die Werkezeuge und Analysen anbieten will, "um die Klima- und Umweltrisiken für die menschliche Sicherheit zu verstehen und einen nachhaltigen Frieden aufzubauen". Gleitet wird es durch ein interdisziplinäres Team bei Adelphi.
Adelphi versteht sich selbst als "Europas führenden Think-and-Do-Tank". In sechs Handlungsfeldern (Klima, Energie, Ressourcen, Wirtschaft, Finanzen, Diplomatie) begleite man Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft für eine "enkeltaugliche Zukunft".

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Synthesebericht der Klima-Initiative "Weathering Risk" identifiziert acht globale Trends, die durch den fortschreitenden Klimawandel in den nächsten Jahren beeinflusst werden
    • Dazu gehören Klimagerechtigkeit, kritische Rohstoffe, Ernährungssicherheit, Umweltzerstörung, Wasserwirtschaft, Migration, sozialer Zusammenhalt und Governance
    • Diese Trends werden voraussichtlich die gesellschaftlichen Ungleichheiten verstärken und politische Unruhen vergrößern, insbesondere in einkommensschwachen und marginalisierten Gesellschaftsgruppen
    • Die Auswirkungen des Klimawandels werden auch zu einer Verschärfung der Wasserknappheit, Ernährungsunsicherheit und größeren Ungleichheiten führen
    red
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