Niederösterreich
Waschmaschine eine Woche nach Garantieablauf kaputt
Geplante Obsoleszenz, digitale Bevormundung oder einfach Pech? Einem 48-Jährigen ging kurz nach der Garantie die Waschmaschine ein.
Kennen vermutlich fast alle – die Trommel der Waschmaschine ist kaputt, das Gerät rinnt oder pumpt nicht mehr ab. Doch was, wenn die Maschine nur am Display einen mutmaßlichen Fehler anzeigt, ausgerechnet eine Woche nach Ablauf der Garantie? Ein St. Pöltner (48) machte diese Erfahrung und schließlich kurzen Prozess.
Von Miele auf Billiggeräte
"Als Kind und Jugendlicher hatten wir eine Miele – 'Verlässlichkeit für viele Jahre' war der Slogan und auch absolut die Realität." Doch mit Anfang 20, erster Wohnung und studienbedingter Geldknappheit kaufte sich der Landeshauptstädter eine billige Maschine um 400 Euro. Das ging auch lange gut, bei der letzten Maschine kam es aber zu einer dubiosen Wende.
Nachdem sich der heute 48-Jährige erstmals ernstlich mit Waschmaschinen beschäftigt hatte, kaufte mit 14. April 2017 eine Bomann (deutsches Handelsunternehmen Clatronic). Die Option dazu: Fünf Jahre Garantie. Genau so lange hielte die Maschine dann auch. Pünktlich mit Ablauf der Garantie änderte sich das aber.
Von Maschine zu Machine
"Die Maschine war für den Preis eigentlich sehr gut, ließ mich nie im Stich. Mit Mitte April kam indes vermehrt eine Fehlermeldung "E30". Nach Recherche und Lesen der Online-Betriebsanleitung war ihm klar: "Der Fehler lag bei der Tür bzw. Bullauge." Nur: "Sie schloss wunderbar, es war kein Fehler erkennbar. Ich glaube die Maschine hat technisch gar nichts. Nur vor jedem Waschgang scheint E30 auf, ich muss sie abdrehen, wieder aufdrehen, usw."
Das wurde dem Angestellten zu blöd, er orderte eine neue Waschmaschine, diesmal eine Samsung um knapp 500 Euro inklusive Lieferung und Anschluss zum Aktionspreis." Ohne Garantieverlängerung, nach dem Motto: ein paar Jahre wird sie schon halten. Auf den digitalen Inverter Motor gibt Samsung übrigens sogar zehn Jahre Garantie, ganz ohne Aufzahlung. "So lange hält die nie, vorher spinnt sicherlich wieder die Elektronik", meint der 48-Jährige.
Doch gibt es diese Sollbruchstellen wirklich? Fakt ist: Die Lebensdauer einer durchschnittlichen Waschmaschine hat sich teils erheblich verringert. Ein Experte vom Wiener RUSZ (Reparatur und Servicezentrum) meinte sogar, dass sich deren Lebensdauer in den letzten 20 Jahren auf sechs Jahre halbiert hätte.
Mythos Sollbruchstellen
Tatsächlich formierte sich etwa Mitte der 1920er Jahre das "Phoebuskartell", zu dem die damals weltweit führenden Glühlampenherstellern gehörten. Sie tauschten laut "BR" Informationen über Patente und technische Entwicklungen aus, mit dem Ziel, den Weltmarkt unter sich aufzuteilen. Mehr noch: Es gab eine Absprache, um die Lebensdauer von Glühlampen auf 1.000 Stunden zu begrenzen. Dieser technische Aufwand wäre aber heute nicht mehr machbar, sprich Sollbruchstellen sind heutzutage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Mythos.
Denn die meisten Elektronik- und Haushaltsgerätefirmen produzieren schließlich weltweit, an ganz unterschiedlichen Standorten. Die Produktion ist darauf ausgerichtet, enorm effizient zu arbeiten und dies gelingt nur, wenn die gesamte Produktion standardisiert ist. Oft werden einfach billige Bauteile genommen, nur so ist ein günstiger Preis machbar.
Beko, Grundig, Elektra Bregenz
Ganz zuverlässige Quellen gibt es nicht, ganz grob gesagt sollte eine billige Waschmaschine mindestens 3 bis 5 Jahre halten, eine mittelpreisige Maschine fünf bis acht Jahre, eine hochpreisige Maschine (Miele) bis zu 15 oder 20 Jahre, Premiummodelle von Miele sogar noch länger.
Deutsche Produkte sollen laut herrschender Meinung zudem eine höhere Lebensdauer als etwa südkoreanische, italienische Waschmaschinen haben. Südkoreanische sollen indes ein wenig länger halten als chinesische oder türkische Waschmaschinen (Arcelik A.S.) – einige sehen dies aber umgekehrt. Interessant: Bekannte Marken wie Grundig oder Elektra Bregenz gehören jetzt zu Arcelik A.S., genauso übrigens wie Beko.