Vom Meme zum Ärgernis

"Waschbär-Plage" – das kommt jetzt auf Österreich zu

In Deutschland wurde der kleine Jäger zum großen Problem – nun kommt der Waschbär auch zu uns. Ein Experte klärt auf, was das für Österreich bedeutet.

Lea Strauch
"Waschbär-Plage" – das kommt jetzt auf Österreich zu
Wirbeltier-Experte Stephan Weigl klärt auf, wie gefährlich uns der Waschbär wirklich werden kann.
Archiv Biodiversitätszentrum OÖ, iStock

Auf Social Media ist das Tierchen schon seit geraumer Zeit ein echter Star. Millionenfach wird der tanzende "Pedro Waschbär" als Meme auf TikTok und Instagram geklickt. Aber auch sonst ist der Vierbeiner in aller Munde.

Mehrere Medien berichteten zuletzt von einer möglichen Waschbär-Plage, die in Österreich auf dem Vormarsch sei. Nicht ohne Grund: Unseren deutschen Nachbarn wurde das kleine Raubtier über die vergangenen Jahrzehnte zum Verhängnis.

Sogar in den Städten sei die Population dort schon besonders hoch, erklärt Wirbeltier-Experte Stephan Weigl vom Biodiversitätszentrum OÖ im "Heute"-Gespräch. "Wenn die Waschbären durch die Katzenklappe ins Haus kommen, ist das natürlich ein Problem." Auch dort suchen die Tiere nämlich nach der nächsten Mahlzeit.

Extremsituation in Deutschland

Eigentlich leben die Kleinbären vorzugsweise an Flüssen, so der Experte. In Oberösterreich zum Beispiel entlang der Donau, Traun oder im Windischgarstner Becken. Bei Nahrung und Unterschlupf ist das Tier allerdings nicht besonders wählerisch. So kam der Waschbär auch in den deutschen Städten an.

Dort ist das Tier zu einer echten Plage geworden. Das zeigen auch die Statistiken: Im Jagdsaison 2022/23 wurden 202.821 Waschbären erlegt. In Österreich steht dem für denselben Zeitraum eine überraschend kleine Zahl gegenüber: neun.

Wie ist so ein enormer Unterschied möglich? Der Ursprung der europäischen Waschbärpopulation geht auf Aussetzungen in Hessen in den 1930er Jahren zurück. "Seitdem breiten sich die Tiere von dort in alle Richtungen aus", erklärt der Wirbeltier-Experte.

Rasante Ausbreitung

Auch der süddeutsche Raum ist dabei noch nicht so stark betroffen wie der Norden. Die Ausbreitung sei allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Trotzdem: "Von einer Plage sind wir in Österreich noch weit entfernt", beruhigt Weigl.

Dann könnte der Waschbär aber auch hierzulande zum Problem werden. Diverse Wurmkrankheiten könnten auf den Menschen übertragen werden. Doch auch hier gibt der Experte die Entwarnung: "Die Waschbären in Österreich sind davon kaum befallen." Generell gebe die Dichte der Population noch keinen Grund zur Panik.

Von einer Plage sind wir in Österreich noch weit entfernt.
Stephan Weigl
Wirbeltier-Experte vom Biodiversitätszentrum der OÖ Kultur GmbH

Aber: Noch könne sich Österreich nicht in Sicherheit wiegen. Die deutschen Statistiken zeichnen ein dramatisches Bild. Dort explodierte die Waschbär-Population geradezu: von rund 70.000 geschossenen Tieren im Jagdjahr 2011/12 stieg die Zahl in nur zehn Jahren auf über 200.000. Genaueres für die Situation in Österreich wäre schwer vorherzusagen, so der Experte: "Man muss abwarten, wie die Entwicklung weitergeht."

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