Experte sorgt für Staunen

Was Plastikflaschen mit fixem Deckel der Umwelt bringen

Anfangs ärgerten wir uns, langsam gewöhnen wir uns dran – doch machen Verpackungen mit fix montierten Schraubdeckeln überhaupt Sinn?

Bernd Watzka
Was Plastikflaschen mit fixem Deckel der Umwelt bringen
Nasen-Schubser: Beim Trinken aus der Flasche stehen die fixen Verschlüsse der Nase oft im Weg.
Getty Images

Seit Juli des Jahres sind in der EU lose Verschlusskappen bei bestimmten Flaschen und Getränkeverpackungen verboten – um Plastikmüll zu vermeiden, sagt die EU. Experten und Branchenvertreter sind skeptisch. Ihr erstes Fazit: Das Problem, das die EU hier lösen will, habe "nie wirklich existiert".

Bringt das wirklich etwas? Meine klare Antwort: Nein
Markus Prem
Hochschule Kempten (D)

Fixer Flaschendeckel "nicht logisch"

Ein Verpackungsexperte kritisierte die verbindliche Vorgabe fest angebundener Flaschendeckel als "nicht zwingend und nicht logisch". Bringe das wirklich etwas "für den Planeten oder selbst für Europa? Und da ist meine klare Antwort: Nein", sagte Markus Prem von der Hochschule Kempten.

Reiner EU-Aktionismus?

Es handele sich um "reinen Aktionismus, um ein schlechtes Gewissen zu beruhigen", sagte Prem. Der Experte geht aber davon aus, dass auch bei den sogenannten "Tethered caps" bald ein Gewöhnungseffekt eintreten werde.

Geringe Müllmenge bei Deckeln

Um Müll zu verringern, sind seit 3. Juli lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken verboten, einige österreichische Getränkefirmen stellten allerdings schon vorher um. Doch die Menge an weggeworfenen Deckeln, die schließlich im Meer oder in Flüssen und Seen landen, sei äußerst gering, so der deutsche Experte.

"Man hat damit der Industrie Milliardeninvestitionen unter anderem in neue Maschinen auferlegt für einen Effekt, der quasi nicht messbar ist." Der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels teilte mit, viele Anlagen hätten umgebaut werden müssen. "Wir gehen von Beträgen im Millionenbereich aus", hieß es.

Größte Müllberge in Asien

Der Anteil von Europa und Amerika an den Kunststoffen, die ins Meer gespült werden, sei gering, sagte Prem. Die überwältigende Mehrheit stamme aus Asien. "Wir müssten ganz woanders ansetzen, wenn wir wirklich was bewegen wollten." So sei es viel wichtiger, Kunststoffe zu recyceln und einen Kreislauf zu bilden.

Aufwand für Füllanlagen hoch

Der Verband Deutscher Mineralbrunnen betonte, Aufwand und Kosten fielen sehr unterschiedlich aus. Für einige Unternehmen käme die Umstellungen in der Abfüllung "einer Produkt-Neueinführung" gleich.

"Hinzu kommt der Mehraufwand für Deckel beziehungsweise Verschlüsse mit rund 0,2 Cent pro Stück", sagte der stellvertretende BVE-Hauptgeschäftsführer Peter Feller.

Schraubverschluss ist "Erfolgsgeschichte"

Grundsätzlich handle es sich beim Schraubverschluss, der übrigens am Samstag (10. August) vor 135 Jahren vom Briten Dan Rylands patentiert worden war, um eine "Erfolgsgeschichte", so der Verpackungsexperte.

Es gebe natürlich noch andere Verschlusssysteme wie Kronkorken oder Aufreißlaschen. "Aber es gibt keine so einfache Methode, um etwas zu verschließen wie mit dem Schraubverschluss", so Prem.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die EU-Vorgabe für fixe Verschlusskappen bei Plastikflaschen und Getränkeverpackungen stößt auf Skepsis von Experten und Branchenvertretern
    • Der Aufwand und die Kosten für die Umstellung in der Abfüllung sind hoch, während der tatsächliche Effekt auf die Umwelt als gering eingeschätzt wird
    • Experten betonen, dass es wichtiger sei, Kunststoffe zu recyceln und einen Kreislauf zu bilden, anstatt sich auf solche Maßnahmen zu konzentrieren
    bw
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