Klimaschutz
Warum sich für Klimaschutz erwärmen, Frau Kromp-Kolb?
Die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb erklärt, warum es wichtig ist, den Menschen zu zeigen, wo wir hin wollen und nicht wovor wir davon laufen.
Helga Kromp-Kolb ist Meteorologin und Klimaforscherin an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie ist Obfrau des Climate Change Centre Austria. Kromp-Kolb engagiert sich seit Jahrzehnten im Kampf gegen die Klimakrise. 2013 erhielt sie das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
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Die prominente Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ist Mitglied der Heute For Future-Award-Jury. Im „Heute“-Interview erklärt sie, warum wir uns für Klimaschutz erwärmen sollen.
Frau Kromp-Kolb, sind wir noch zu retten?
Das hängt in erster Linie von unserem eigenen Handeln ab.
Aus naturwissenschaftlicher Sicht können wir das 1,5 Grad‑Ziel noch erreichen. Aber die Trendwende hin zu radikaler Treibhausgasreduktion müsste rasch eingeleitet werden. Es geht nicht nur darum, eine Katastrophe abzuwenden, sondern vor allem auch darum, eine gerechtere und lebenswerte Zukunft für uns alle zu gestalten.
Haben wir Klimaschutz bereist ernsthaft versucht?
Es gibt Schritte in die richtige Richtung, Entscheidungen müssten aber rascher fallen und müssten tiefgreifender sein. Z.B. ist die ökologische Steuerreform mit der Einführung eines CO2‑Preises grundsätzlich begrüßenswert, allerdings ist der CO2‑Preis für einen Lenkungseffekt zu gering angesetzt. Das sehen nicht nur "Grüne" und "Ökos" so, sondern auch führende Wirtschaftsunternehmen. Sie fordern auch einen höheren CO2‑Preis, damit sich Investitionen in Zukunft noch lohnen.
Österreich hat viel zu spät begonnen, ernsthafte Klimapolitik zu betreiben. So richtig in den Klimaschutz eingestiegen sind wir erst in den vergangen zwei Jahren.
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Was müsste aus Ihrer Sicht getan werden?
Die politische Führung müsste sich eindeutig für Klimaschutz entscheiden. Wir haben bei Corona ganz klar gesehen, dass Paradigmenwechsel und rasches Handeln möglich sind. Und beim Klima sind die wissenschaftlichen Grundlagen für tiefgreifende Einschnitte wesentlich besser abgesichert.
Die Dringlichkeit beim Klimaschutz ist angekommen. Was hat bei Corona funktioniert, was beim Kilmaschutz nicht funktioniert?
Beide Krisen sind miteinander vergleichbar, allerdings muss man sie in einen unterschiedlichen Kontext stellen. Bei der Coronakrise war schnell klar, es kann jeden sofort treffen. Bei der Klimakrise ist dieses Gefühl nicht vorhanden. Die unmittelbare Betroffenheit, die bei Corona erzeugt wurde, die gibt es in der Klimadiskussion nicht.
Außerdem während der Pandemie wurden Maßnahmen auf eine begrenzte Zeit beschlossen. Allen ist klar, dass die Corona bedingten Einschränkungen nur eine gewisse Zeit andauern werden ‑ und das ist beim Klimaschutz nicht der Fall. Hier geht es um grundlegende Veränderungen. Aus meiner Sicht positive Veränderungen, hin zu einer lebenswerten Zukunft. Wir müssen hier die Kommunikation deutlich verbessern, weg von einer Verzichtsdiskussion und hin zu einer Verbesserungsdiskussion.
Sie kämpfen schon sehr lange für diese lebenswerte Zukunft, für mehr Klimaschutz - was hält Sie aufrecht?
Lacht. Das ist wie beim Bergsteigen, wenn man schon eine zeitlang marschiert, der Gipfel aber immer noch so weit weg ist, man sich dann umdreht und die geschaffte Wegstrecke hinter sich sieht, dann schöpft man daraus Kraft und Motivation.
Was hätten Sie zurückblickend persönlich lieber anders gemacht?
Zurückblickend denke ich mir, die Klimaforschung hätte viel früher damit beginnen sollen, konkrete Lösungen aufzuzeigen, statt ein Katastrophenszenario zu zeichnen, das es natürlich gibt, allerdings schreckt das Menschen ab, macht sie hilflos. Es wäre wichtig, den Menschen zu zeigen, wo wir hin wollen und nicht wovor wir davon laufen.
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Welche drei Klimaschutzmaßnahmen würden Sie sofort umsetzen, wenn Sie "am Drücker" wären?
Maßnahmen, die wir sofort umsetzen könnten, welche auch rasch CO2 einsparen, wären Geschwindigkeitsbeschränkungen v.a. auf den Autobahnen, die Streichung klimaschädlicher Subventionen wie das Dieselprivileg und eine Anhebung des CO2‑Preises.
Warum machen Sie beim Heute4Future-Award mit?
Wenn eine Million Menschen über Klimaschutz nachdenkt, dann kommt bestimmt mehr raus, als wenn das nur eine Handvoll Regierungsmitglieder macht.
Vielen lieben Dank für das Gespräch!