Wirtschaft
Geld her statt glauben – Hoteliers watschen Kanzler ab
Kanzler Nehammer will, dass wir alle wieder an Österreich glauben. Die Hoteliers wollen erst einmal Geld sehen, um das Corona-Chaos auszugleichen.
Bundeskanzler Karl Nehammer und die ÖVP haben am Dienstag ihre Herbstkampagne der Öffentlichkeit präsentiert. Mit dem von Leopold Figl entlehnten Slogan "Glaub an Österreich" will die Partei in Zeiten mehrerer Krisen positive Stimmung machen. Der neue Kurs kommt aber nicht bei allen gut an, die heimischen Hoteliers orten darin Zynismus.
"An ein Land glauben, das dreieinhalb Jahre nach den Serien-Lockdowns noch Tausenden Unternehmen Riesensummen schuldet? Nicht ganz einfach", meint Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), am Dienstag. Die Branche sehe dem Welttourismustag am 27. September deshalb "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" entgegen.
"Die Gäste sind wieder da, die Pandemie ist Geschichte. Doch traurige Gegenwart ist, dass Tausende Unternehmen 1.290 Tage nach Beginn der Serien-Lockdowns immer noch auf sechs- bis siebenstellige Entschädigungen warten." Vergleichbares sei aus keinem anderen Land der Welt bekannt, beklagt er via Presseaussendung.
"Glauben ins Land mit konkreten Maßnahmen zurückbringen"
Doch die Chancen auf Verbesserung stünden gut, wenn sich Regierung und COFAG den Welttourismustag als Start einer Auszahlungsoffensive im Kalender rot markieren, so der ÖHV-General weiter: "Weniger Fokus auf die Abwicklung der COFAG, dafür mehr Tempo bei der Abwicklung der offenen Überweisungen. Dreieinhalb Jahre Verzögerung haben den Unternehmen schon 20 Prozent Inflationsverlust beschert, und keiner weiß, wie lange das noch so weitergeht."
Die Unternehmen hätten "null Gewissheit", ob und wie viel sie zurückerstattet bekommen. "Zeit für eine Kehrtwende", meint Gratzer und schlägt vor, den Glauben ins Land durch konkrete Maßnahmen zurückzuholen: Das sei besser und glaubwürdiger als jede Kampagne, so der Generalsekretär der Hoteliervereinigung abschließend.